Im November noch waren es 63 Prozent, jetzt hält die Allianz 92,43 Prozent der Anteile am Kreditversicherer Euler Hermes. Das gab der Versicherer am Aschermittwoch bekannt. Und doch sind es zu wenige, um die ursprünglichen Pläne komplett umzusetzen. Bis zum Dienstag hatten die Anleger Zeit, ihre Anteile zu verkaufen. Die Allianz bot dafür 122 Euro je Aktie. Analysten hielten das Angebot für „gut und teuer“, lag es doch gut 20 Prozent über dem Kurs vor Bekanntgabe des Angebots. Insgesamt hat die Allianz der Deal rund 1,5 Milliarden Euro gekostet.
Fraglich ist jetzt, was mit den restlichen Papieren passieren wird. Würde der Anteil der frei handelbaren Aktien auf unter fünf Prozent fallen, könnten die verbleibenden Aktionäre im Rahmen des so genannten „Squeeze Out-Verfahrens“ herausgedrängt werden. Bereits bei der Ankündigung des Übernahmeplans im November hatte es geheißen, man strebe ein Delisting der Aktie von Euler Hermes von der Pariser Börse an. Bis es soweit ist, bräuchte die Allianz aber noch rund 2,5 Prozent der Aktien.
Realistisch ist es deshalb, dass es in den kommenden Wochen weitere direkte Gespräche mit Investoren geben wird, um die vom Verkauf zu überzeugen. Man habe allerdings keine Eile, hieß es aus der Münchener Zentrale. Aus Investorensicht war ein solches Verhalten bei ähnlichen Fällen in der Vergangenheit immer wieder zu beobachten. Gewöhnlich versprechen sie sich in einer solchen Phase noch einmal einen Aufschlag zum bisherigen Gebot, um dann endgültig zu verkaufen.
Aus strategischer Sicht erlaube der Kauf von Euler Hermes der Allianz, Geld in einen strategisch wichtigen Geschäftsbereich mit solider Entwicklung zu stecken und so ihre Position dort zu stärken, hieß es am Mittwoch erneut zur Begründung in München. Die in Paris ansässige Euler Hermes steht nach eigenen Angaben für rund ein Drittel des weltweiten Warenkreditversicherungs-Markts, der den internationalen Handel absichert. Damit ist es mit einem Umsatz von rund 2,6 Milliarden Euro im Jahr 2016 das größte Kreditversicherungsunternehmen der Welt.
Seit über 100 Jahren sichert der Kreditversicherer Unternehmen ab, um sie gegen Zahlungsausfälle ihrer Abnehmer vor allem im Export zu schützen. Insbesondere die „Hermesbürgschaften“ haben es zu breiter Bekanntheit gebracht. Die Zusammenarbeit zwischen der Allianz und Euler Hermes gibt es bereits seit vielen Jahren.
Für Konzernchef Bäte ist der Zukauf der bislang größte in seiner Zeit als Vorstandschef der Allianz. Seit dem Jahr 2015 sitzt er dort auf dem Chefsessel. Immer wieder hatte er Übernahmen angekündigt, war dann aber vor den hohen Preisen, die am Markt im Moment verlangt werden, zurückgeschreckt. Von Investorenseite hat er dafür weitgehend Zustimmung erhalten, lasse er sich doch in keine wilden Dinge treiben.
Die Euler-Hermes-Aktie fiel am Mittwoch leicht auf 121,40 Euro und liegt damit knapp unter dem von der Allianz gebotenen Preis von 122 Euro.
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