Die Ankündigung am frühen Morgen war noch mager. „Dr. Alexander Vollert und Dr. Patrick Dahmen informieren über die Neuausrichtung des Geschäftsfeldes Betriebliche Altersvorsorge“, war da zu lesen. Am Vormittag war dann klar, was tatsächlich hinter der Ankündigung stand. Ein weiteres Mal trennt sich ein Versicherer von einem unattraktiven Teil seines Bestandes im Vorsorgebereich. Die deutsche Tochter der Axa verkauft in diesem Fall rund 260.000 Verträge ihrer Tochter Pro BAV an die Frankfurter Leben. Die Börsenaufsicht Bafin muss dem Ganzen allerdings noch zustimmen.
Von einem Sonderfall spricht Axa-Chef Alexander Vollert. Bei der Tochter Pro BAV habe es sich um ein eigenständiges Unternehmen gehandelt, das seit dem Jahr 2012 kein Neugeschäft mehr anbietet. Die Altverträge werden also weiterhin bespart, es kommen aber keine Verträge hinzu. Und da jeden Tag Verträge aus dem Bestand fällig werden, schrumpft deren Zahl immer weiter – solange bis eine Verwaltung in eigener Obhut nicht mehr rentabel ist. „Da es sich um ein eigenständiges Unternehmen handelt, das übergeht, handelt es sich um einen Verkauf und nicht nur eine Bestandsübertragung“, betonte Vollert.
Verkauf von Pro BAV ist ein Sonderfall
Die Äußerung legt nahe, dass man bei Axa bloß nicht in den Verdacht geraten will, Bestände im großen Stil an so genannte Run-Off-Gesellschaften zu verschieben. Dies hatte im Herbst zu einem öffentlichen Aufschrei geführt, weshalb die Ergo als bekanntestes Beispiel ihre Pläne für den Verkauf von mehreren Millionen Verträgen wieder aufgeben musste.
Axa wählt hier einen anderen Weg. „Die Übertragung umfasst in der Summe etwa sechs Prozent des gesamten Bestandes im Vorsorgebereich“, beschwichtigt Vollert. Und lobt stattdessen die Vorteile des Deals für die Kunden. Der neue Besitzer Frankfurter Leben verspreche die Kosten pro Vertrag und Jahr dauerhaft um mehr als 15 Prozent gegenüber dem Jahr 2016 zu senken. Für die Kunden könnte so womöglich eine höhere Rendite könnte herausspringen. Alle Garantien, Konditionen und Bedingungen würden unverändert fortgesetzt.
Die Frankfurter Leben ist eine von mehreren Konsolidierungsplattformen, die sich in den vergangenen Jahren darauf spezialisiert haben, Altbestände von Lebensversicherern zu übernehmen und diese weiterzuführen. Der Kern ist dabei die weitaus modernere IT im Vergleich zu den Versicherern. Sie ermöglicht es den Plattformen, die Verträge kostengünstiger zu verwalten.
Frankfurter Leben gehört dem chinesischen Finanzinvestor Fosun und der BHF-Bank. Dort werden bereits die ehemaligen Lebensversicherungsbestände der Basler und der Arag verwaltet. Über den Kaufpreis für die Axa-Tochter Pro BAV wurde zwar wie immer in solchen Fällen Stillschweigen vereinbart. Dass dabei aber wegen der damit verbundenen Verpflichtungen keine allzu hohen Summen zu erzielen sind, ist in der Branche bekannt. Immerhin lag die Spanne beim Garantiezins aller 260.000 Verträge zwischen 0,9 und 3,25 Prozent, wie Alexander Vollert berichtet. Der Durchschnitt betrug 2,4 Prozent. Solche Verpflichtungen machen den Versicherern im aktuellen Niedrigzinsumfeld schon seit Langem schwer zu schaffen.
Kunden beschweren sich selten
Die Kunden mussten sich in den bisherigen Fällen keine Sorgen um ihr Erspartes machen. Bislang war die Beschwerdequote bei der Börsenaufsicht gering. Kritiker hatten in solchen Fällen des Bestandsübergangs immer wieder Negativbeispiele aus Großbritannien herausgestellt, wo vor gut einem Jahrzehnt sogenannte Run Off-Gesellschaften nach dem Übergang der Bestände besonders ruppig mit den Kunden umgesprungen sind. Das rückt den ganzen Vorgang bis heute in ein schlechtes Licht.
Viele Versicherer scheuen wegen des hohen öffentlichen Drucks, der mit dem Thema Altersvorsorge verbunden ist, einen solchen Verkauf von Beständen. Einzig die deutsche Tochter der italienischen Generali prüft im Moment noch, ob sie sich von einem größeren Bestand trennen soll. Eine Entscheidung dazu soll es im ersten Halbjahr geben, heißt es aus dem Unternehmen.
Bei Axa plant man indes gleich den nächsten Schritt. Ein Kleinstbestand von rund 32.000 fondsgebundenen Verträgen, den man einst von der DBV-Winterthur übernommen hatte, soll ebenfalls bald an einen externen Partner übertragen werden. Eine finale Vereinbarung liegt noch nicht vor, dürfte aber bald folgen, heißt es. Ein externer Dienstleister hatte bisher den Bestand verwaltet, jedoch den Vertrag zum Ende des Jahres 2018 gekündigt.
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