FrankfurtHannover Rück bekommt den heftigen Preiskampf auf dem Rückversicherungsmarkt zu spüren. Vorstandschef Ulrich Wallin ist ernüchtert von den Vertragsverhandlungen zurückgekehrt, bei denen zu Jahresbeginn zwei Drittel der Kontrakte in der Schaden-Rückversicherung zur Erneuerung anstanden. „In Monte Carlo (im Herbst) hatten wir noch gehofft, dass sich der Raten-Rückgang verlangsamen werde. Aber das Gegenteil ist passiert“, resümierte Wallin am Mittwoch in Hannover. Die zuletzt noch optimistische Nummer drei auf dem weltweiten Rückversicherungsmarkt nannte das Ergebnis des Vertragspokers „überwiegend noch zufriedenstellend“. Daher habe Hannover Rück 1,5 Prozent weniger Geschäft gezeichnet. Nur 91 Prozent der auslaufenden Verträge wurden verlängert.
Rückversicherer wie Branchenprimus Münchener Rück und die Swiss Re leiden darunter, dass es seit inzwischen vier Jahren weniger Naturkatastrophen gibt als gedacht. Während die Erstversicherer daher glauben, mehr Risiken auf den eigenen Büchern behalten zu können, drängt frisches Kapital etwa von Hedgefonds in den Rückversicherungsmarkt. Das Überangebot drückt die Preise, was sich diesmal vor allem in der Transport- und der Luftfahrt-Sparte bemerkbar machte, wo die Preise jeweils um mehr als zehn Prozent in die Knie gingen. Hannover Rück zeichnete 5,5 Prozent weniger Naturkatastrophen-Deckungen, weil die Preise hier um acht Prozent sanken. „Wir hätten deutlich mehr machen können“, sagte Wallin. Die Nachfrage steige angesichts sinkender Preise.
Wie viele große Rückversicherer sitzt Hannover Rück auf mehr Kapital als für das operative Geschäft nötig ist. Das Geld soll stattdessen an die Aktionäre ausgeschüttet werden. „Dieses Jahr ist ganz klar keines, um das Geschäft auszubauen“, resümierte der Hannover-Rück-Chef vor Analysten. In der Schaden-Sparte werde das Prämienvolumen leicht zurückgehen „Alles konzentriert sich auf das Ergebnis, das ist das Wichtigste.“ Wallin zeigte sich zuversichtlich, dass der Konzern 2016 wie geplant einen Gewinn von 950 (2014: 986) Millionen Euro erreichen werde. Das entspräche dem, was er auch für das vergangene Jahr anpeilt. Zahlen für 2015 sollen erst im März veröffentlicht werden.
Damit winkt den Aktionären erneut eine höhere Dividende als gewohnt. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir auch für 2015 und womöglich auch für 2016 mehr zahlen werden als 35 bis 40 Prozent (des Nettogewinns)“, sagte Wallin. Für das Rekordjahr 2014 hatte die Talanx -Tochter 4,25 Euro je Aktie gezahlt. Das war eine Ausschüttungsquote von 52 Prozent. Die Hannover-Rück-Aktie gab trotzdem um 2,5 Prozent nach.
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