Der drittgrößte deutsche Versicherungskonzern Talanx nimmt vor allem in der Türkei und in Mexiko Übernahmen ins Visier. „In beiden Märkten gibt es Opportunitäten, insbesondere in Mexiko“, sagte Vorstandschef Herbert Haas am Donnerstag. In dem Land gebe es viele Versicherer in Familienhand, in der Türkei suchten vor allem Banken nach einem Partner für ihr Versicherungsgeschäft.
Talanx wolle in jedem Land, in dem der Versicherer vertreten sei, zu den fünf Größten gehören. In Polen und Brasilien sei man schon am Ziel. Haas bekräftigte, Talanx könne Zukäufe für bis zu 250 Millionen Euro aus der eigenen Tasche finanzieren. „Aber es gibt nichts, was in absehbarer Zeit auf der Agenda steht“, fügte er hinzu.
Aus dem Ausland soll in diesem Jahr auch der Löwenanteil des Wachstums kommen. In dem erwarteten Beitragsplus von zwei bis drei Prozent seien Zukäufe nicht enthalten, erklärte Haas. Im ersten Quartal gingen die Bruttoprämien vor allem aufgrund von Währungseffekten um ein Prozent auf 8,4 Milliarden Euro zurück.
Der Nettogewinn schrumpfte von Januar bis März um sieben Prozent auf 192 Millionen Euro. Das lag vor allem daran, dass Talanx vor einem Jahr seine Beteiligung an Swiss Life mit einem Gewinn von 22 Millionen Euro verkauft hatte. Analysten hatten mit einem Überschuss von 190 Millionen Euro gerechnet. Das „unterstützt unseren Ausblick, für das Gesamtjahr ein Konzernergebnis von mindestens 700 Millionen Euro zu erreichen“, sagte Haas.
Dabei kalkuliert Talanx für 2014 mit Großschäden von 855 Millionen Euro, 150 Millionen mehr als ein Jahr zuvor. Im ersten Quartal schlug aber nur das verschollene malaysische Passagierflugzeug mit 33 Millionen Euro in größerem Maßstab zu Buche, das nicht aufgebrauchte Budget bleibt als Reserve für die nächsten Quartale.
In Deutschland belasten den Konzern aus Hannover die niedrigen Zinsen vor allem im Lebensversicherungsgeschäft. Die Finanzaufsicht BaFin fordert von den Versicherern die Bildung einer Zinszusatzreserve, damit sie die den Kunden versprochenen Leistungen auch in Zukunft noch zahlen können. Von den rund 272 Millionen Euro, die Talanx das in diesem Jahr kosten werde, habe man 130 Millionen Euro bereits im ersten Quartal verbucht, sagte Haas. Der Konzern habe dafür einige Papiere verkauft, um stille Reserven zu heben, was den Gewinn aus den eigenen Kapitalanlagen nach oben trieb. Deren Rendite dürfte damit in diesem Jahr bei etwas mehr als den bisher erwarteten 3,4 Prozent liegen.