Hagelstürme und Hochwasser haben den genossenschaftlichen Versicherungskonzern R+V im vergangenen Jahr mehr als eine halbe Milliarde Euro gekostet. Der Gewinn vor Steuern sei deshalb auf 309 (2012: 491) Millionen Euro eingebrochen. „Wir hatten uns eigentlich 400 Millionen Euro vorgenommen“, sagte Vorstandschef Friedrich Caspers am Montag in Wiesbaden. Doch dann mussten fast 146.000 Unwetterschäden an Autos und Häusern geregelt werden. Die DZ Bank, die 74,9 Prozent an der R+V Versicherung hält, muss sich daher mit einer Ausschüttung von 212 (298) Millionen Euro begnügen. Nachdem die Schäden um das Zweieinhalbfache über den Planungen lagen, steigen die Preise: in der Autoversicherung um vier bis fünf Prozent, in der Wohngebäudeversicherung um knapp zehn Prozent im Neugeschäft.
Trotz der hohen Unwetterschäden zeigte sich Caspers mit dem Jahr 2013 zufrieden. „Wir sind ungefähr doppelt so stark gewachsen wie der Markt.“ Die Brutto-Beitragseinnahmen stiegen im Konzern um 7,4 Prozent auf 12,8 Milliarden Euro. In der Lebensversicherung ist die R+V mit einem Marktanteil von sieben Prozent inzwischen die Nummer drei hinter Marktführer Allianz und der Generali -Gruppe. Im Neugeschäft kommt sie – vor allem dank der über die Volks- und Raiffeisenbanken als Geldanlage verkauften Verträge gegen Einmalbeitrag – auf 10,2 Prozent Marktanteil. In der Kfz-Versicherung sieht sich die R+V ebenfalls als Nummer drei im Markt hinter Allianz und HUK-Coburg. Die Bruttobeiträge in der Schaden- und Unfallversicherung stiegen um 3,6 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro.
Im neuen Jahr setzt Caspers vor allem auf Betriebsrenten. Die Bundesregierung habe sich die Förderung der betrieblichen Altersvorsorge auf die Fahnen geschrieben. Im ersten Quartal wuchsen die Beitragseinnahmen im Inland um 8,3 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro. Die R+V stehe zu Lebens- und Renten-Policen mit lebenslangen Garantien, biete aber zugleich ausreichend flexible Anlageformen an, um mit den niedrigen Zinsen fertig zu werden. Seit 2011 musste der Konzern auf Geheiß der Finanzaufsicht BaFin 446 Millionen Euro als Zinszusatzreserve zurücklegen, bis 2017 dürfte daraus nach Schätzungen von R+V-Leben-Vorstand Frank-Henning Florian eine Milliarde Euro werden.
Caspers begrüßte die geplante Gesetzesänderung, mit der die Lebensversicherer die Bewertungsreserven auf festverzinsliche Wertpapiere nicht mehr zur Hälfte an die Kunden ausschütten müssen. Mit 260 Millionen Euro hat die geltende Regelung R+V im vergangenen Jahr aber weniger getroffen als viele Konkurrenten. Man habe keine lukrativen Finanzanlagen verkaufen müssen. Der R+V-Chef sprach sich aber dagegen aus, die Neuregelung etwa mit einer Deckelung der Vertriebsprovisionen zu verknüpfen: „Man muss die Kirche im Dorf lassen. Damit kann man das ganze Thema auch beschädigen.“