Der Versicherungsriese Allianz hat im vergangenen Jahr so viel verdient wie seit der Finanzkrise nicht mehr. Mit 10,1 Milliarden Euro lag der operative Gewinn um acht Prozent über dem Vorjahresniveau und übertraf die Analystenerwartungen leicht. Zuletzt hatte sie 2007 zehn Milliarden Euro erwirtschaftet. Die Dividende steigt auf 5,30 von 4,50 Euro je Aktie, wie die Allianz am Donnerstag in München mitteilte.
Der den Aktionären zurechenbare Gewinn lag bei 1,26 Milliarden Euro nach 1,24 Milliarden Euro im Vorjahresquartal. Das verfehlte die Analystenerwartung von 1,31 Milliarden Euro in einer Umfrage der Nachrichtenagentur Bloomberg. Der Umsatz im Schlussquartal stieg leicht von 25,9 Milliarden Euro auf 26,8 Milliarden Euro.
Ein starkes Sachversicherungsgeschäft machte 2013 trotz verheerender Stürme und Hochwasser-Schäden sinkende Gewinne in der Lebens- und Krankenversicherungssparte wett. Der Nettogewinn kletterte um fast 15 Prozent auf sechs Milliarden Euro.
2014 dürften sich die Bremsspuren in der Vermögensverwaltung erstmals auch im Gewinn niederschlagen. Für die vom Rücktritt ihres Chefs Mohamed El-Erian und milliardenschweren Mittelabflüssen gebeutelte US-Tochter Pimco erwartet die Allianz deutlich geringere Ergebnisse. Für den gesamten Konzern bleibt Diekmann für 2014 jedoch zuversichtlich. Er stellte einen stabilen operativen Gewinn von 9,5 bis 10,5 Milliarden Euro in Aussicht. „Das Umfeld bleibt auch 2014 herausfordernd, aber unsere bisherige Leistung zeigt, dass wir mit unserer Drei-Segmente-Strategie gut aufgestellt sind“, sagte der Allianz-Chef.
Der Aktienkurs der Allianz hat dieses Jahr 0,5 Prozent zugelegt, womit der Versicherer auf einen Marktwert von 59,8 Milliarden Euro kommt. Zum Vergleich: Der Bloomberg Europe 500 Insurance Index weist für dieses Jahr ein Plus von 2,8 Prozent aus.
Für den größten Anleihefonds-Manager Pimco und die deutsche Schwestergesellschaft Allianz Global Investors sind die Aussichten jedoch mau: Trugen die beiden Vermögensverwalter 2013 mit 3,2 Milliarden Euro noch fast ein Drittel zum operativen Ergebnis bei, erwartet die Allianz für das neue Jahr im schlimmsten Fall nur noch ein Viertel. Finanzchef Dieter Wemmer sprach erstmals von einer „Pause“ beim Wachstum des verwalteten Vermögens.
2013 zogen die Anleger unter dem Strich 12 Milliarden Euro aus den Fonds ab, allein von Oktober bis Dezember verlor Pimco knapp 36 Milliarden Euro. Die Erfolgsprovisionen sanken. El-Erian war Ende Januar überraschend zurückgetreten, Berichten zufolge im Streit mit Pimco-Gründer Bill Gross. Nur das erste Halbjahr verhalf der Vermögensverwaltungs-Sparte noch zu steigenden Gewinnen.
Die Allianz hofft, dass die Lebens- und Krankenversicherer den erwarteten Rückgang bei Pimco in diesem Jahr ausgleichen. Für die Sparte wird ein operativer Gewinnanstieg auf bis zu 3,3 Milliarden Euro erwartet, 2013 waren es 2,7 Milliarden. „Wir werden noch eine ganze Weile mit niedrigen Zinsen leben müssen“, sagte Wemmer. „Für unser Geschäft stimmen mich jedoch unsere neuen Produkte (…) optimistisch.“ In Italien schlug eine neue fondsgebundene Lebensversicherung voll ein, bei Allianz Leben in Deutschland schlossen von Juli bis Dezember 20.000 Kunden eine der neuen Policen ohne lebenslange Garantien ab. Über die ganze Laufzeit kalkuliert die Allianz allein daraus mit Einnahmen von 350 Millionen Euro.
Insgesamt büßte Allianz Leben im Neugeschäft aber 15 Prozent ein. Der Stuttgarter Lebensversicherer kämpft mit den niedrigen Zinsen und dem Problem, dass sich für die langen Laufzeiten nur noch schwer lukrative Finanzanlagen finden lassen.