Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re blickt trotz Flut- und Hagelschäden zuversichtlich in die Zukunft: Er peilt jetzt einen Jahresgewinn von drei Milliarden Euro an – bisher hatte die Konzernspitze nur von annähernd drei Milliarden gesprochen. Zudem gibt der Dax-Konzern eine Milliardensumme an seine Aktionäre zurück: Ende April 2014 will er bis zu eine Milliarde Euro in den Rückkauf eigener Aktien stecken, wie er am Donnerstag in München ankündigte. Das wären knapp vier Prozent des Grundkapitals.
Mit dem geplanten Aktienrückkauf erfüllt die Munich Re schon länger geschürte Erwartungen. Das Unternehmen hatte angesichts des Preisdrucks in der Branche bereits zum Jahreswechsel auf Geschäft verzichtet. Das nicht benötigte Kapital soll nun an die Anteilseigner zurückfließen. „Aktienrückkäufe kommen zumindest mittelbar allen Aktionären zugute“, sagte Finanzchef Jörg Schneider. Die zurückgekauften Aktien werden eingezogen, dadurch sollte der Wert der verbliebenen Anteilsscheine entsprechend steigen. Er ist nicht die erste Rückkauf-Aktion: Die letzte wurde im April 2011 abgeschlossen.
Manche Analysten hatten allerdings mit einer noch größeren Rückkaufsumme gerechnet. Die Munich-Re-Aktie reagierte mit Verlusten auf die Nachrichten. Das Papier fiel zeitweise um 1,10 Prozent auf 152,80 Euro und war damit einer der schwächsten Werte im Dax.
Im Tagesgeschäft läuft es fürs Unternehmen nicht so rund: Wegen etlicher Großschäden brach der Nettogewinn im dritten Quartal um 44 Prozent auf 636 Millionen Euro ein, übertraf damit aber die Markterwartungen noch leicht. „Wir behaupten uns auch bei schwierigen Rahmenbedingungen“, warb Schneider um Vertrauen. Im Gesamtjahr sieht sich der Branchenführer weiterhin auf Kurs, drei Milliarden Euro zu schaffen. Das wäre etwas weniger als 2012.
Analysten und Investoren hatten zum Halbjahr noch auf eine Anhebung der Prognose gehofft. Doch inzwischen haben sich die Naturkatastrophen gerade in Europa gehäuft und deutliche Spuren in der Bilanz hinterlassen: Erst kam das Hochwasser, dann Hagelstürme und zuletzt der Herbststurm „Christian“, der für beträchtliche Schäden in Norddeutschland und den angrenzenden Staaten sorgte. Außerdem verkaufte die Munich Re im September ihre US-Krankenversicherungstochter Windsor Health Group mit Verlust. Sie war das größte Sorgenkind im Konzern.
Die Rückversicherung schaffte im Quartal mit 510 Millionen Euro nur noch einen halb so hohen Gewinn wie im Vorjahr. Die Belastungen aus Naturkatastrophen summieren sich seit Jahresbeginn auf 645 (Vorjahr: 576) Millionen Euro. Davon entfielen 306 (243) Millionen auf die Sommermonate.
Gut schlug sich zuletzt die Erstversicherungstochter Ergo. Sie steigerte ihren Quartalsgewinn auf 122 (66) Millionen Euro. Ergo-Chef Torsten Oletzky zeigte sich auch für die nächsten Wochen zuversichtlich: „Ergo ist auf gutem Weg, das angestrebte Jahresziel von 350 bis 450 Millionen Euro zu erreichen“, erklärte er. Das Geschäft mit Lebensversicherungen bleibe angesichts der anhaltenden Zinsflaute jedoch eine Herausforderung.