BerlinDie Hagelunwetter, die im Juli und August über Deutschland hinweg zogen, kosten die Versicherer nach Angaben des Branchenverbandes GDV 2,7 Milliarden Euro. Das ist deutlich mehr als gedacht: Der Rückversicherer Swiss Re war zuletzt von maximal zwei Milliarden Euro ausgegangen, die Münchener Rück sogar von nur 1,5 Milliarden Euro. Die größten Schaden verursachten zwei Unwetter am letzten Sonntag im Juli im Osten und Süden von Stuttgart sowie in der Region um Hannover und Wolfsburg. Bei Volkswagen in Wolfsburg waren unter anderem 17.000 Fahrzeuge auf Schäden untersucht worden. Schon davor war es zu kleineren Hagelunwettern gekommen.
Dabei hatten die Versicherer zwei Monate vorher mit dem Hochwasser in Süd- und Ostdeutschland eines der größten Schadenereignisse in Deutschland überhaupt verkraften müssen. Die Flut kostet die Branche allein im Inland 1,8 Milliarden Euro. Die Versicherungswirtschaft führt die Häufung solcher Naturkatastrophen in Mitteleuropa auf den Klimawandel zurück. Nach einer Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, der FU Berlin und der Universität Köln müsse in den kommenden Jahrzehnten mit mehr und heftigeren Wetterextremen gerechnet werden, erklärte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Hagelschläge könnten bis zum Jahr 2050 vor allem im Sommer um 60 Prozent zunehmen, Sturmschäden bis zum Ende des Jahrhunderts um mehr als 50 Prozent.
Insgesamt seien in diesem Sommer nach Hagelunwettern 910.000 kaputte Fassaden, Fensterscheiben und Fahrzeuge gemeldet worden, berichtete der Verband. „Zu diesem immensen Schadenausmaß haben zwei Faktoren beigetragen: Die außergewöhnliche Größe der Hagelkörner und der Durchzug der Hagelstürme über dicht besiedeltem Gebiet.“ 450.000 Autos und 460.000 Häuser waren betroffen. 900 Millionen Euro müssen die Teilkasko-Versicherer tragen, 1,8 Milliarden Euro die Wohngebäude- und Hausrat-Versicherer.
Besonders stark betroffen ist die SV Sparkassen Versicherung, bei der in Württemberg 70 Prozent der Häuser gegen Elementarschäden versichert sind. Er muss nach früheren Angaben allein 600 Millionen Euro an die Kunden zahlen.