FrankfurtDie europäischen Versicherungsaufseher lehnen Erleichterungen bei Investitionen in Infrastruktur- und andere langfristige Projekte ab. Die Aufsichtsbehörde EIOPA wies in einem am Montag veröffentlichten Papier Forderungen aus der Branche und aus der Politik nach geringeren Kapitalanforderungen etwa für Beteiligungen an jungen Unternehmen (Venture Capital) oder an ethisch orientierten Projekten rundweg zurück. Es gebe keine Belege dafür, dass solche Investments weniger risikoreich seien, als sie die Aufseher bisher in ihrem Entwurf für das Regelwerk „Solvency II“ eingestuft hätten.
Die Frankfurter EIOPA reagierte damit auf die Forderung der EU-Kommission, die Auswirkungen ihrer Regulierungspläne auf langfristige großvolumige Investitionen über mehr als zehn Jahre zu untersuchen. Die Versicherer spielen in der Finanzierung von Unternehmen und Großprojekten eine immer größere Rolle, weil immer mehr Banken als Kreditgeber ausfallen. Mit mehr als 7,7 Billionen Euro an verwalteten Geldern sind sie außerhalb der Bankbranche die größten Investoren in Europa.
Die Regulierer der Assekuranz sehen sich im Zuge von „Solvency II“ nun dem Vorwurf ausgesetzt, diese Finanzierungsquelle für die Realwirtschaft abzuwürgen.
Der europäische Branchenverband Insurance Europe hatte erst Ende März davor gewarnt, diese Funktion zu gefährden. Der deutsche Versichererverband GDV wiederum bangt vor allem um die langfristigen Zusagen an die Lebensversicherten, wenn die Firmen der Branche keine ebenso langfristigen Investments mehr tätigen könnten.