Der weltgrößte Rückversicherer Münchener Rück hat angesichts der Zinsflaute am Kapitalmarkt Mühe, das Gewinn-Niveau in diesem Jahr zu halten. Vorstandschef Nikolaus von Bomhard stellte zur Bilanzpressekonferenz am Dienstag in München ein Ergebnis von „annähernd drei Milliarden Euro“ in Aussicht. 2012 waren es 3,2 Milliarden gewesen, mehr als Experten erwartet hatten. „Auch wenn die Konsolidierung der Staatsfinanzen und die hohe Arbeitslosigkeit die konjunkturelle Dynamik in vielen Industrieländern schwächen werden, bleiben wir für unser Geschäft optimistisch“, kommentierte von Bomhard die Aussichten.
Das versicherungstechnische Ergebnis soll 2013 stabil bleiben, bei den Kapitalanlagen, die den Löwenanteil des Gewinns bringen, kalkuliert die Münchener Rück aber nur noch mit einer Rendite von 3,3 (2012: 3,9) Prozent. Dennoch sind 86 Prozent der Kapitalanlagen in festverzinslichen Wertpapieren angelegt, die Aktienquote stieg bis Ende 2012 nur auf 3,4 (Ende 2011: 2,0) Prozent. „2013 erwartet Munich Re weiterhin keine schnelle und deutliche Steigerung der Kapitalmarktzinsen und damit vergleichsweise niedrige Erträge aus den Kapitalanlagen“, hieß es in der Mitteilung. 2012 war trotz des Wirbelsturms „Sandy“, der die Münchener Rück 800 Millionen Euro kostete, ein relativ schadenarmes Jahr gewesen. Von Naturkatastrophen abgesehen, war der Untergang des Kreuzfahrtschiffs „Costa Concordia“ mit 80 Millionen Euro der größte Schadenfall.
Die Bruttobeiträge sollen 2013 mit 50 bis 52 (52) Milliarden Euro allenfalls das Vorjahresniveau erreichen. Das gilt auch für die Rückversicherung, in der die Münchener Rück allein 27 bis 28 (28,1) Milliarden Euro einnehmen will. Für die Erneuerungsrunden zum 1. April und zum 1. Juli, wenn Verträge über 3,3 Milliarden Euro in Fernost und Amerika – vor allem für Naturkatastrophen-Deckungen – zur Neuverhandlung anstehen, erwartet die Münchener Rück, „dass sich die Märkte auf gutem Niveau seitwärts bewegen“. Vorstand Torsten Jeworrek bekräftigte die Preisdisziplin bei Neuabschlüssen: „Kapazität stellen wir zur Verfügung, wenn es angemessene Ertragschancen gibt.“ Die Niedrigzinsen begünstigten aber steigende Preise in der Haftpflichtversicherung.
Den Löwenanteil des Gewinns soll mit 2,3 bis 2,5 Milliarden Euro auch 2013 die Rückversicherung liefern; im vergangenen Jahr waren es gut drei Milliarden gewesen. Steigende Gewinne verlangt die Münchener Rück von der Erstversicherungstochter Ergo. Die Erstversicherungs-Sparte soll 400 bis 500 (2012: 247) Millionen Euro abliefern, obwohl die von Sex-Skandalen und anderen Unregelmäßigkeiten gebeutelte Ergo in der Lebensversicherung ebenfalls unter den Niedrigzinsen leidet. Die Verzinsung der Policen wurde gesenkt, der Vertrieb wird nun umgebaut.
Beim Sorgenkind Munich Health, der jüngsten Sparte, greift der Aufsichtsrat nun durch: Der zuständige Vorstand Wolfgang Strassl muss mit Vertragsablauf zum Jahresende gehen. Die Krankenversicherungssparte, die vor allem in den USA Probleme hat, übernimmt Vorstandschef von Bomhard selbst. Nach einem Verlust von 92 Millionen Euro 2012 sei auch in diesem Jahr ein Minus nicht auszuschließen, warnte das Unternehmen.
Auch deshalb schließt von Bomhard des defizitären Geschäfts nicht aus. “Wir prüfen alle Optionen”, sagte der Vorstandschef. Die Prüfung werde zunächst zwei bis drei Monate dauern. “Bis zum Jahresende wird unsere Entscheidung definitiv klar sein”, fügte von Bomhard hinzu.