Die deutschen Versicherer können nach eigenen Angaben die Garantiezusagen an ihre Kunden langfristig erfüllen. “Alle Rechnungen, die wir machen, bei denen das heutige Zinsniveau so bleibt, können wir dauerhaft aushalten”, sagte Norbert Heinen, Chef der Württembergischen Lebensversicherung und Mitglied des Fachausschusses Lebensversicherung im GDV. Die Versicherer haben ihren Kunden Zinsversprechen zwischen 1,75 Prozent und 4 Prozent gemacht – für die gesamte Laufzeit ihrer Verträge. Im Durchschnitt aller Garantiegenerationen sind es 3,2 Prozent. Zurzeit leiden die Versicherer unter dem niedrigen Zinsniveau. Dennoch sieht Heinen keine Probleme: Die Branche habe viele höher verzinste Kapitalanlagen und außerdem andere Gewinnquellen, aus denen sie die Garantien notfalls bedienen könne.
Es gebe keine Anzeichen dafür, dass einzelne Gesellschaften in Schwierigkeiten seien, sagte Heinen weiter. “Es ist eine weitgehend im Markt geübte Praxis, Risikoberichte für die Bafin mit langfristigen Zeiträumen von 30 bis 100 Jahren zu erstellen”, sagte Heinen. “Von der Bafin gibt es die Aussage, sie könne bei keinem Unternehmen erkennen, dass es in einer Schieflage liegt.
Allerdings bedeuteten die niedrigen Zinsen eine “gewaltige Herausforderung” für die Branche, sagte GDV-Präsident Rolf-Peter Hoenen. “Das ist eine Belastungsprobe für die private Altersvorsorge.” Die vom Bundestag beschlossene Veränderung in den Regeln für die Beteiligung der Kunden an den stillen Reserven sei dringend nötig, sagte Hoenen. “Die bisherige Regel sorgte dafür, dass die Kunden etwas zu Unrecht bekamen, jedenfalls wirtschaftlich gesehen.” Heinen sagte, dass zumindest sein Unternehmen den Kunden ausrechnen werde, ob eine Kündigung vor der Einführung der Neuregelung für Kunden sinnvoll ist, deren Verträge in den kommenden Monaten auslaufen oder die ohnehin kündigen wollen.
Die deutschen Versicherer rechnen für 2012 mit einem Zuwachs der Beitragseinnahmen von 1,5 Prozent auf 181 Mrd. Euro. Vor allem die Schaden- und Unfallversicherer – Autos, Gebäude, Haftpflicht- und Unfallrisiken – konnte die Branche mit 3,7 Prozent auf 59 Mrd. Euro zulegen. “Wir haben das kräftigste Wachstum seit 1994”, sagte Hoenen. Die Autoversicherung legt dabei um 5,1 Prozent auf 22 Mrd. Euro zu. “Davon sind 1,6 Prozentpunkte Volumenausweitung und 3,5 Prozent Preiserhöhung”, sagte Norbert Rollinger, Vorstand der R+V und im GDV Vorsitzender des Fachaussschusses für die Schaden- und Unfallversicherung.