Der weltweit drittgrößte Rückversicherer Hannover Rück rechnet für 2012 mit einem Rekordergebnis – obwohl noch nicht klar ist, wie teuer Hurrikan „Sandy“ für das Unternehmen wird. Auch dank glänzender Finanzgeschäfte „gehen wir zum jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass ein Konzernergebnis von mehr als 800 Millionen Euro realistisch ist“, sagte Vorstandschef Ulrich Wallin am Dienstag in Hannover. Das wären mindestens 51 Millionen Euro mehr als im bisherigen Rekordjahr 2010.
Auch für das kommende Jahr rechnet das Unternehmen mit 800 Millionen Euro. 2011 erwirtschaftete Hannover Rück einen Überschuss von 606 Millionen Euro.
Zu den Schäden, die Hurrican „Sandy“ vor wenigen Tagen an der Ostküste der USA angerichtet hat, äußerten die Hannoveraner sich zurückhaltend. „Das wäre unseriös, zu diesem Zeitpunkt eine Aussage zu treffen“, betonte Finanzvorstand Roland Vogel.
Nach einer ersten Schätzung werde das eigene Jahresbudget für Großschäden von 560 Millionen Euro durch Aufwendungen für “Sandy” aber nicht ausgeschöpft, sagte Vogel. Für alle Versicherer hätten Überschlagsrechnungen einen versicherten Schaden durch “Sandy” von 5 bis 20 Milliarden Euro ergeben. Experten schätzen den Schaden auf 50 Milliarden US-Dollar.
Hurrikan „Isaac“ und die Dürre in den USA schlugen beim Konkurrenten des Münchner Branchenführers Munich Re im Sommer nicht allzu schwer zu Buche. Vom vorgesehenen Jahresbudget von 560 Millionen Euro seien noch mehr als 360 Millionen Euro übrig, um „Sandy“ finanziell abzufangen, erklärte Vogel. Von Januar bis September vergangenen Jahres hatte die Belastung durch Katastrophen noch bei 743 Millionen Euro gelegen.
Auch die Bilanz für das dritte Quartal konnten Dürre und „Isaac“ nicht verhageln: Unter dem Strich stand ein Gewinn von 265,5 Millionen Euro, rund 63 Prozent mehr als im Vorjahr und deutlich mehr als von Analysten erwartet. In den ersten neun Monaten dieses Jahres machte Hannover Rück damit bereits 670,8 Millionen Euro Gewinn – fast 76 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2011, als der Tsunami in Japan und die Erdbeben in Neuseeland den Gewinn gedrückt hatten.
Das Ergebnis aus Kapitalanlagen habe der Konzern in den ersten drei Quartalen zudem um gut 250 Millionen Euro auf 1,2 Milliarden Euro erhöht. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum verdoppelte sich das operative Ergebnis nach Firmenangaben auf 1,02 Milliarden Euro.
Die Anleger nahmen die langfristige Gewinnprognose positiv auf: Der Kurs stieg um mehr als fünf Prozent und machte die Hannoveraner zum zweitstärksten Papier im MDAX, dem Aktienindex der 50 mittelgroßen deutschen Werte.