Die Ratingagentur Fitch erwartet keine signifikante Zahl an Rating-Veränderungen für deutsche Lebensversicherer in den kommenden 12 bis 24 Monaten. “Der deutsche Lebensversicherungssektor agiert in einem schwierigen Umfeld und muss mit niedrigen Zinsen, volatilen Kapitalmärkten und schwachem Wachstum fertig werden”, schreiben die Analysten der Agentur in ihrer am Montag veröffentlichten Beurteilung des Marktes. “Aber die Versicherer sind verhältnismäßig gut vorbereitet auf diese Herausforderungen sowie darauf, ihre Kapitalausstattung zu erhalten.”
Die den Kunden gegebenen Zinsgarantien könnten die Versicherer sogar bei niedrigen Zinsen über 20 Jahre und länger einhalten, weil sie auch Risiko- und Kostengewinne erzielen. “Aber in einer solchen Situation würden die Gewinne für Aktionäre erheblich eingeschränkt”, heißt es.
Fitch erwartet, dass der Unisex-Boom in der zweiten Jahreshälfte das schwache erste Halbjahr beim Neugeschäft der Lebensversicherer ausgleichen kann.
In der Schaden- und Unfallversicherung rechnen die Fitch-Analysten ebenfalls mit wenigen Rating-Änderungen in den kommenden 24 Monaten. Die Annahme beruht auf der stetigen Verbesserung des Prämienniveaus in der Autoversicherung, das allerdings durch die niedrigen Zinsen negativ ausgeglichen wird.
Die Prämieneinnahmen in der Kfz-Versicherung steigen 2012 um 4 Prozent und 2013 um weitere 2 Prozent, erwartet Fitch. Das würde zu einer Verbesserung der Schaden-Kostenquote um 2 Punkte auf 104 Prozent der Beitragseinnahmen im Jahr 2012 führen – brutto, also vor Zahlungen an Rückversicherer und Erstattungen von ihnen.
Die Bruttoquote könnte sich 2013 weiter auf 102 Prozent verbessern. 2011 lag sie bei 106 Prozent, im Jahr davor bei 108 Prozent. Die Verbesserung im Jahr 2011 war im Wesentlichen dem milderen Winter geschuldet.
In der Gebäudeversicherung sieht die Agentur ebenfalls Probleme, in allen anderen Sparten erwartet sie dagegen weiterhin ausgezeichnete versicherungstechnische Ergebnisse. Die Reservesituation der Unternehmen sei sehr konservativ, lobteFitch.
Die deutschen Schaden- und Unfallversicherer werden 2012 rund 5,4 Mrd. Euro Gewinn erzielen, im Jahr zuvor lag der Wert – vor Steuern und außerordentlichen Posten – noch bei 5,8 Mrd. Euro. Hauptursache für den Rückgang sei das um 400 Mio. Euro verringerte Anlageergebnis.