Beim traditionellen Treffen der Rückversicherer im Fürstentum Monaco haben sich die führenden Branchenvertreter uneins über weitere Preiserhöhungen gezeigt. Während Swiss Re und Hannover Rück damit rechnen, im kommenden Jahr erneut höhere Prämien durchzusetzen zu können, zeigte sich Münchener Rück skeptisch.
Anders als die Nummer zwei und drei geht der Marktführer von weitgehend stabilen Konditionen beim nächsten großen Preispoker aus. Zum Jahreswechsel steht ein Großteil der Verträge in der Schaden- und Unfallversicherung zur Neuverhandlung mit den Kunden, den Erstversicherern, an.
“Das Unternehmen sieht unverändert eine stabile bis steigende Nachfrage nach Rückversicherungsschutz”, sagte Hannover Rück-Vorstandschef Ulrich Wallin am Montag beim Branchentreffen in Monte Carlo. “Insgesamt sollten weitere Preissteigerungen erzielt werden.” Der Anstieg dürften allerdings geringer ausfallen als dieses Jahr.
Ähnlich klingt es beim Schweizer Konkurrenten: “Der Aufwärtsdruck bei Rück- und Versicherungspreisen wird voraussichtlich zunehmen, weil die tiefen Zinssätze laufende Renditen und Eigenkapitalrenditen schmälern werden”, erklärte der Chef des Rückversicherungsgeschäfts bei Swiss Re, Christian Mumenthaler. Und auch der weltweite Trend zu schärferen Kapitalvorschriften werde dazu beitragen, dass die Erstversicherer mehr Rückversicherungsdeckung nachfragen.
Im Kontrast dazu steht Branchenprimus Münchener Rück, für den Preiserhöhungen vorerst nicht drin sind. Anders als im Vorjahr, als immense Zahlungen für verheerende Naturkatastrophen der Branche gute Argumente für Prämienerhöhungen lieferten, blieben 2012 Großschäden bisher aus und es stehe ausreichend Angebot zur Verfügung.
Die Preise und Konditionen bei der anstehenden Neuverhandlung der Kundenverträge dürfte daher weitgehend stabil bleiben, erklärte Vorstand Torsten Jeworrek bereits am Sonntag. “Das gilt auch für das Naturkatastrophengeschäft, sofern größere Schadenereignisse im letzten Quartal des Jahres 2012 ausbleiben.”
2010 und 2011 mussten die Rückversicherer extrem hohe Naturkatastrophen-Lasten stemmen und konnten vor allem in den stark betroffenen Gebieten wie Japan, Australien, Neuseeland oder den USA teilweise kräftige Preisaufschläge durchsetzen. Die Konditionen für einen großen Teil des Rückversicherungsschutzes werden zwar erst im Januar festgezurrt. Doch beim “Rendez-Vous de Septembre” in Monte Carlo, dem für sein Kasino bekannten Stadtteil des Mittelmeer-Zwergstaates Monaco, werden die Neuverhandlung der Policen traditionell eingeläutet.
Hohe Kosten kommen auf die Branche durch Hurrikan “Isaac” zu. Die Münchener Rück rechnet mit maximal 100 Millionen Dollar Schadenbelastung. Die momentane Schätzung gehe von einem mittleren bis hohen zweistelligen Millionenbetrag aus, sagte der für Nordamerika zuständige Vorstand Peter Röder. Hannover Re wird “Isaac” mindestens zehn Millionen Euro kosten. Von der Swiss Re liegt noch keine Schätzung vor.
“Isaac” hatte im August an der US-Golfküste größere Schäden verursacht. Es war der für Versicherer bislang teuerste Wirbelsturm in der diesjährigen Hurrikan-Saison. Die gesamten versicherten Schäden werden auf 500 Millionen bis zwei Milliarden Dollar geschätzt.
An der Börse schlugen die Nachrichten keine großen Wellen: Während die Aktien von Münchener Rück und Swiss Re 0,7 beziehungsweise 0,2 Prozent anzogen, rutschten Hannover Re 0,8 Prozent ins Minus. Der europäische Versicherungsindex tendierte leicht fester.