In den Presseabteilungen der großen Versicherer sind Dutzende von PR-Leuten damit beschäftigt, ihren Arbeitgeber in ein möglichst gutes Licht zu rücken. Die Pressestelle unterliegt strenger Leistungsbeobachtung. Fast wie beim Strukturvertrieb wird genau festgehalten, wer es wie in die Presse geschafft hat. “Digitalisierung: Allianz setzt auf Internettelefonie”, teilt Deutschlands größter Versicherer am Montag mit. Manch einer mag es sonderbar finden, dass der Münchner Assekuranzriese diesen Eintritt ins Internetzeitalter für eine verkündenswerte Neuigkeit hält. Doch so ist das nicht gemeint, stellt ein Sprecher klar.
Es geht um etwas anders: Die Allianz hat sich eine neue Telefonanlage gekauft.
Durch die Verschmelzung von Telefonleitung und Internet will der Marktführer den Kundenservice und die Kapazitätssteuerung verbessern. Das klingt schon mal gut. “Besser” wird es für Kunden, die selbst übers Internet telefonieren. Die können jetzt am Telefon ihre Vertragsnummer eintippen, dann hat der Sachbearbeiter schnell ihre Akte. Bald können sie auch mit ihm chatten. Bei vielen Konkurrenten ist die schnelle Kommunikation zwischen Kunden und Ansprechpartner allerdings schon längst selbstverständlich.
Weil groß bei der Allianz nie groß genug ist, geht es gleich um “das größte Projekt dieser Art in der deutschen Assekuranz”. “Es ist schlicht so, dass wir als größter Versicherer die größten Projekte haben”, sagt der Sprecher. Auf Meldungen wie “Größtes Abfallprojekt – Allianz produziert so viel Müll wie kein anderer deutscher Versicherer” werden interessierte Beobachter aber wohl dennoch vergeblich warten.