Carsten Maschmeyer hat die absolut beneidenswerte Fähigkeit, das Leben in Formeln zu verpacken. In seiner Autobiografie “Selfmade” mit dem orthografisch zweifelhaften Untertitel “erfolgreich leben” plädiert er zum Beispiel dafür, “Rückschläge als Chancen zu begreifen” und “keinen Gedanken, an die Möglichkeit zu scheitern”, zu verschwenden. Seinen Lesern versichert er: “In jedem steckt ein größeres Erfolgspotenzial, und es ist noch viel mehr möglich!”
Eine seiner Erfolgsformeln bringt er ebenso knackig auf den Punkt, drei Großbuchstaben reichen ihm dafür völlig: EKG. Das steht für:
Einnahmen erhöhen, Kosten senken, Gewinn anlegen.
Wer sich daran halte, so Maschmeyer, könne sich auch ohne Kredit ein hübsches Finanzpolster anlegen.
Für eine andere Buchstabenkombination aus seinem Reich ist dagegen nach FTD-Informationen womöglich bald Feierabend: Der von ihm viele Jahre geführte Allgemeine Wirtschaftsdienst (AWD), den er 2007 an den Schweizer Lebensversicherer Swiss Life verkaufte, soll alsbald seinen Namen verlieren. Mit den vielen Millionen, die Maschmeyer seinerzeit durch den AWD-Verkauf kassierte, ist er freilich genauso aktiv unterwegs wie er in früheren Zeiten Policen verkaufte. Seine Maschmeyer Group umfasst ein buntes Spektrum an Einzelfirmen und Beteiligungen, die er von seiner Heimat Hannover aus steuert.
Erst im März machte er Schlagzeilen, als er durch den Kauf von vier Prozent der Aktien der Mitteldeutschen Fahrradwerken (Mifa) zu dem mit 33 Prozent größten Einzelaktionär der Firma aus Sachsen-Anhalt aufstieg, das mit 700 000 jährlich so viele Fahrräder absetzt wie kein anderer Hersteller in Deutschland.
Nach seinem Einstieg schoss der Mifa-Kurs von rund 5 Euro regelrecht in die Höhe bis auf ein 52-Wochen-Hoch bei 11,91 Euro. Seither hat sich die Euphorie allerdings wieder etwas gelegt, aktuell kostet eine Mifa-Aktie wieder 8,10 Euro. Auch da ist also durchaus noch viel mehr möglich.
Besser läuft es da schon bei der Hamburger Pflegeheimkette Marseille-Kliniken, in die er im Dezember 2011 über sein Investmentvehikel Paladin eingestiegen war. Deren Kurs hat sich seither von etwa 2 Euro auf derzeit knapp 2,60 Euro verbessert.
Mit dem Ex-Wirtschaftsweisen Bert Rürup hat der Bald-Ehemann der Schauspielerin Veronika Ferres ein Beratungsunternehmen gegründet, mit Depressionsforscher Florian Holsboer hob er ein Pharmaunternehmen aus der Taufe, das Medikamente zur Behandlung von Angsterkrankungen erforschen und entwickeln soll. Hinzu kommen kleinere Beteiligungen wie die an dem Sprachlernportal Papagei.tv, dem Finanzinvestor GCI oder dem Gastrokassensystem-Hersteller Orderbird.
Was Maschmeyer zum Ende seines Ex-Babies AWD zu sagen hat, ist unklar. Denkbar ist, dass er eine Anleihe bei sich selbst und seinem Buch nimmt. Dort heißt es: “In manchen Punkten habe ich erst rückblickend verstanden, dass ich wohl intuitiv zu den richtigen Mitteln gegriffen habe – beispielsweise als ich mich selbst zu einer ausschließlich vorwärtsblickenden Geisteshaltung erzog.”