Der Versicherungskonzern Talanx wird nach Ansicht von Branchen-Insidern weiter auf seine Erstnotierung an der Börse warten müssen – die das Unternehmen seit 1997 anstrebt. Ursprünglich hatten Vorstand und Aufsichtsrat intern den Juni oder spätestens Anfang Juli als mögliches Datum angepeilt, das aber nie öffentlich angekündigt.
 
Talanx hatte Anfang des Jahres die Deutsche Bank, JP Morgan Chase und Citigroup als Konsortialführer mandatiert.
 
In den Kreisen hieß es, angesichts von Schuldenkrise und Börsenentwicklung sei dieses Datum aus heutiger Sicht “extrem unwahrscheinlich”. Ein Sprecher wollte das nicht kommunizieren: “Wir haben keinen Termin angesagt, und werden auch keine Termine absagen”, sagte er. Der nächste mögliche Zeitpunkt bietet sich dann im Herbst.
 
Offenbar fürchtet das Unternehmen, bei einem Börsengang zu niedrig bewertet zu werden. Zurzeit werden die Aktien von Versicherern zu 80 Prozent ihres Buchwerts gehandelt.
 
Talanx wäre nicht allein bei einer möglichen Verschiebung: Der Chemiekonzern Evonik wird nach FTD-Informationen am Montag formal beschließen, die Emission zu stornieren.
 
Talanx ist einer der größten Industrieversicherer in Europa. Zurzeit wird er von dem Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit HDI VaG kontrolliert, in dem die deutsche Industrie das Sagen hat. Der Versicherungsverein will die Mehrheit an Talanx auf jeden Fall behalten. Um aber die von der Industrie geforderte globale Expansion finanzieren zu können, will Talanx an die Börse. Allein 2011 stemmte die Gruppe fünf internationale Übernahmen.
 
Die Tochter Hannover Rück ist bereits notiert, dort hält Talanx 50,2 Prozent.
 
Talanx plant, im ersten Schritt mit weniger als 25 Prozent des Kapitals an die Börse zu gehen – das wären nach Buchwert knapp 1,4 Mrd. Euro. Für 300 Mio. Euro hat Talanx bereits einen Investor: Der japanische Versicherer Meiji Yasuda hatte 2010 eine Talanx-Wandelanleihe über 300 Mio. Euro gezeichnet. Beim Börsengang müssen die Papiere in Aktien umgewandelt werden.