Europas größter Versicherer Allianz ist dank weniger Naturkatastrophen mit einem Gewinn von 1,4 Milliarden Euro ins neue Jahr gestartet. Finanzvorstand Oliver Bäte sagte am Dienstag in München: „Trotz anhaltender Staatsschuldenkrise, volatiler Märkte und niedriger Zinsen gehen wir weiterhin von einem operativen Ergebnis 2012 von 8,2 Milliarden Euro aus, plus/minus 0,5 Milliarden Euro.“

Die Schaden- und Unfallversicherung habe einen Umsatz auf Rekordniveau und ein sehr gutes Ergebnis erzielt. Allerdings werde die Schadenslast durch Naturkatastrophen im Jahresverlauf kaum so klein bleiben.

In der Lebensversicherung sank die Nachfrage nach fondsgebundenen Produkten. Auch die Einstellung des Angebots in Japan und geringere Verkäufe in Italien drückten die Beitragseinnahmen. Dank guter Kapitalanlageergebnisse stieg der Gewinn in dieser Sparte trotzdem kräftig. Auch die dritte Säule, die Vermögensverwaltung, steuerte ein ausgezeichnetes Ergebnis bei.

Die Eckzahlen des ersten Quartals hatte die Allianz bereits auf der Hauptversammlung vor einer Woche vorgelegt: Der Umsatz legte minimal zu auf 30,1 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis stieg im Vergleich zum Vorjahresquartal, das von den Naturkatastrophen in Japan, Australien und Neuseeland geprägt war, um 40 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro.

Die Staatsschuldenkrise belastet die Allianz noch immer, die Lage hat sich im ersten Quartal 2012 aber deutlich entspannt. Die unrealisierten Verluste aus Engagements in den besonders stark betroffenen Euro-Ländern summierten sich Ende März brutto auf 1,16 Milliarden Euro. 800 Millionen Euro davon entfielen auf Italien und 238 Millionen auf Spanien. Hinzu kamen kleinere Lasten in Portugal, Griechenland und Irland. Diese Verluste würde der Dax-Konzern machen, sollte er die Wertpapiere jetzt verkaufen, was allerdings nicht geplant ist. Der Versicherer investiert in der Regel langfristig und hält Staatsanleihen bis zur Endfälligkeit.

Ende 2011 hatten die unrealisierten Verluste zusammen noch bei 3,7 Milliarden Euro gelegen. Seitdem beruhigten sich die Anleihe-Märkte spürbar, auch wenn die Schuldenkrise nach den jüngsten Wahlen in Griechenland und Frankreich wieder schärfer wird. Die Allianz ist traditionell vor allem in Italien stark engagiert. Der Buchwert italienischer Staatsanleihen liegt bei 31,2 Milliarden Euro.

 

 

Insgesamt wies die Allianz für das erste Quartal 2012, wie in groben Zügen bereits bekannt, einen um 58 Prozent gestiegenen Überschuss von 1,44 Milliarden Euro aus. Ergebnissteigerungen gab es in allen drei Hauptgeschäftsfeldern. Vor allem die Schaden- und Unfallversicherung profitierte davon, dass dieses Mal die Naturkatastrophenlasten mit 42 Millionen Euro satte 695 Millionen niedriger ausfielen als im Vorjahr. Damals hatten die verheerenden Erdbeben in Japan und Neuseeland zu Buche geschlagen.

Die Schaden/Kosten-Quote als wichtigste Kennziffer für die Profitabilität lag mit 96,2 (Vorjahr 101,3) Prozent wieder im grünen Bereich. Bei Werten unterhalb von 100 Prozent sind die Schäden und Verwaltungskosten durch die Prämieneinnahmen gedeckt. Die Tornado-Serie in den USA im April dürfte die Allianz netto etwa 66 Millionen Euro kosten.