Der Hannoveraner Versicherer Talanx plant seinen Börsengang für Juni 2012. Das erfuhr die FTD aus Finanzkreisen. Das Unternehmen wollte dazu nicht Stellung nehmen. Konzernchef Herbert Haas bleibt bei seiner Linie, offiziell nichts zum Zeitpunkt und Volumen des seit 1997 geplanten Schrittes zu sagen.
Berichte, nach denen Talanx zusätzlich zur Deutschen Bank – was bereits bekannt war – JP Morgan Chase und Citigroup als Konsortialführer mandatiert hat, wollte Haas ebenfalls nicht kommentieren. Aber er gab Hinweise auf eine baldige Entscheidung: “Das Marktumfeld sowohl im Kapitalmarkt als auch im Versicherungsmarkt ist deutlich besser für einen IPO als vor einem Jahr”, sagte Haas am Donnerstag auf der Talanx-Bilanzpressekonferenz. IPO steht für Initial Public Offering, also die Erstnotiz.
Talanx gehört heute dem Versicherungsverein HDI VVaG, der von der deutschen Industrie kontrolliert wird. Der Verein will auf jeden Fall die Mehrheit an einem der größten Industrieversicherer Europas behalten.
Um aber die von der Industrie geforderte globale Expansion finanzieren zu können, will Talanx an die Börse. Allein 2011 stemmte die Gruppe fünf internationale Übernahmen. Die Konzerngesellschaft Hannover Rück, an der Talanx 50,2 Prozent hält, ist bereits börsennotiert. Haas hält sich aber alle Optionen offen. “Es kann sein, dass wir die Vorzeichen, auch wenn sie derzeit auf Grün stehen, im Lauf des Jahres noch mal auf Rot stellen.”
Talanx dürfte im ersten Schritt mit weniger als 25 Prozent des Kapitals an die Börse gehen – das wären nach Buchwert knapp 1,4 Mrd. Euro. Allzu klein kann der erste Schlag aber nicht sein. “Wir streben auf jeden Fall an, mit der Erstnotierung in den MDAX zu kommen”, sagte Haas.
Diese Mitgliedschaft hängt vom Free Float ab, der Zahl der Aktien, die nicht bei Großaktionären gebunden sind. “Dabei ist eine wichtige Frage, ob die Anteile unseres japanischen Partners Meiji Yasuda als Free Float gelten oder nicht”, sagte Haas. Meiji hatte 2010 eine Talanx-Wandelanleihe über 300 Mio. Euro gezeichnet. Beim Börsengang müssen die Papiere in Aktien umgewandelt werden.
Das Börsenumfeld sei aufgehellter als 2011, so Haas. Versicherungsaktien seien gefragt. Auch die Euro-Krise habe sich beruhigt. Zudem zeigten die Zeichen in den wichtigsten Geschäftsfeldern Rückversicherung, Industrieversicherung und Autoversicherung nach oben. Die Lebensversicherung dagegen sei “das kritischste Element im deutschen Markt”. Doch Haas fügte hinzu: “Die letzten Monate des Jahres 2011 haben gezeigt, dass das Neugeschäft wieder deutlich anzieht.”
2011 verdiente der Konzern 520 Mio. Euro, mehr als doppelt so viel wie die 216 Mio. Euro des von Sonderfaktoren betroffenen Vorjahrs. Dabei gab es Großschäden von 1,2 Mrd. Euro, verglichen mit 758 Mio. Euro im Vorjahr. Die Prämieneinnahmen stiegen um vier Prozent auf 23,7 Mrd. Euro.