Die Hannover Rück hat die Turbulenzen an den Kapitalmärkten und die hohen Belastungen durch Naturkatastrophen wesentlich besser verkraftet als Branchenprimus Munich Re. Der Nettogewinn fiel 2011 dennoch noch um 19 Prozent auf 606 Mio. Euro und konnte damit nicht an das Rekordergebnis aus dem Jahr zuvor anknüpfen, wie der weltweit drittgrößte Rückversicherer am Mittwoch in Hannover mitteilte. Die Munich Re musste einen Einbruch von gut 70 Prozent auf 712 Mio. Euro hinnehmen, hielt die Dividende für die Aktionäre aber stabil. Die Hannover Rück tat dies nicht. Sie senkte die Ausschüttung um 20 Cent auf 2,10 Euro je Aktie.
Die Niedersachsen profitierten 2011 von einer Steuererstattung in Höhe von 128 Mio. Euro sowie einem um zehn Prozent höheren Kapitalanlageergebnis. Hier wirkte sich vor allem aus, dass die Hannover Rück keine Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen verkraften musste, während es bei der Munich Re satte 1,2 Mrd. Euro waren. Die Rendite auf die Kapitalanlagen lag bei den Norddeutschen mit 3,9 Prozent zudem etwas höher.
Überschattet wurden diese Effekte von den Belastungen aus Naturkatastrophen, die bei der Hannover Rück den zweithöchsten jemals erzielten Wert ausmachten. Großschäden wie die Erdbeben in Japan und Neuseeland sowie die Überschwemmungen in Thailand summierten sich auf 980,7 (Vorjahr: 661,9) Mio. Euro. Die wichtige Schaden/Kosten-Quote als zentrale Kennziffer für die Profitabilität lag bei 104,3 (Vorjahr: 98,2) Prozent. Bei Werten oberhalb von 100 Prozent sind im Schaden/Unfall-Bereich die Zahlungen für Schäden und die Verwaltungskosten nicht mehr aus den Prämieneinnahmen gedeckt.
Für dieses Jahr haben sich die Niedersachsen einen Zuwachs bei den Bruttoprämien von fünf bis sieben Prozent vorgenommen, nachdem das Plus 2011 bei knapp sechs Prozent auf 12,1 Mrd. Euro lag. Für Großschäden sind 560 Mio. Euro zurückgelegt. Ein Gewinnziel für 2012 wurde mit Verweis auf einen möglichen Börsengang der Konzernmutter Talanx nicht genannt.
Talanx ist einer der größten deutschen Versicherer und für Marken wie HDI-Gerling bekannt. Der Sprung an die Börse könnte dem Unternehmen, das gerade in Polen für 770 Mio. Euro die Nummer zwei des Marktes übernimmt, selbst mehr als eine Mrd. Euro einbringen. Zuletzt wurde laut Branchenkreisen die Deutsche Bank für die Vorbereitungen angeheuert. In Talanx-Kreisen hält man einen Börsengang frühestens zur Jahresmitte für möglich.
Die Hannover Rück teilte zudem mit, sich von einer AG in eine Europäische Aktiengesellschaft (SE) wandeln zu wollen – und damit dem Vorbild von Porsche, MAN, Puma oder derAllianz zu folgen. Der Rechtsformwechsel müsse noch von der Hauptversammlung Anfang Mai abgesegnet werden. Begründet wurde der Schritt mit der zunehmenden Internationalisierung des Geschäfts und der Belegschaft. Der SE-Status kann länderübergreifende Übernahmen und Fusionen erleichtern. Außerdem kann die Hannover Rück dann ihren Firmensitz einfacher innerhalb der EU verlegen. Dies könnte, so das Management, im Zuge der Einführung strengerer Kapitalvorschriften für die Branche noch Bedeutung erlangen. “Konkrete Pläne für eine solche Sitzverlegung hat die Hannover Rück jedoch derzeit nicht.”