Der Axa-Konzern in Köln bekommt eine neue Führung. Nach FTD-Informationen wird Unternehmenschef Frank Keuper, 58, das Unternehmen 2012 verlassen. Die Pariser Konzernzentrale sucht derzeit einen Nachfolger – extern und intern, heißt es in Versicherungskreisen. Axa in Köln wollte nicht Stellung nehmen.
Keuper habe Axa-Chef Henri de Castries mitgeteilt, dass er seinen Ende 2012 auslaufenden Vertrag nicht verlängern will, sagen Insider. Offenbar bereitet er sich auf den Ruhestand vor. Der Konzernlenker hat mehrfach erklärt, dass er “nicht im Sattel sterben” wolle und gerne seinen Lebensabend in Hamburg verbringen möchte. Ob Keuper gegebenenfalls vor Ende 2012 geht, sofern vorher ein neuer Chef feststeht, ist noch ungeklärt.
Der Abgang kommt in einer für den Kölner Konzern schwierigen Lage. Weltweit fährt die Axa einen harten Sanierungskurs. Eine Reihe von Gesellschaften, die Konzernchef Henri de Castries nicht profitabel genug schienen, hat das Pariser Unternehmen verkauft – ein harter Schnitt nach Jahrzehnten, in denen die Axa durch zahlreiche Akquisitionen vom kleinen Regionalversicherer zu einem globalen Anbieter mutierte.
In anderen Märkten will Axa sparen. Auch in Deutschland sollen trotz erfolgreicher Entwicklung Hunderte von Arbeitsplätzen wegfallen. Keuper hat mit solchen Schnitten Erfahrung. In seiner Vorstandskarriere hat er weitgehend geräuschlos eine Reihe von Abbauprogrammen durchgesetzt – meist ohne betriebsbedingte Kündigungen und in enger Kooperation mit den Betriebsräten. Seine persönliche Integrität und Verbindlichkeit halfen.
Jetzt muss der Konzern einen Nachfolger finden, der einen schwierigen Spagat zu bewerkstelligen hat: Er muss das Vertrauen von Belegschaft und Vertrieb erringen, damit der positive Trend nicht zerstört wird. Gleichzeitig muss er mit de Castries zurechtkommen, der hohe Anforderungen an Gewinn und Leistung stellt, gut deutsch spricht und gerade die deutsche Tochter besonders aufmerksam beäugt.
Der Zweimetermann Keuper arbeitet mit einer Unterbrechung seit zwölf Jahren für den Konzern. Er kam 1999 als Vorstand der von Axa übernommenen Hamburger Albingia-Gruppe an den Rhein. Bis Mitte 2004 war er Vorstand in Köln, sah aber dort kaum eine Chance, an die Spitze zu gelangen. 2004 wechselte er zur DBV-Winterthur in Wiesbaden – die 2006 ausgerechnet von der Axa gekauft wurde. Die Pariser hatten sich zuvor von Deutschland-Chef Claus-Michael Dill getrennt. Keuper war der ideale Nachfolger: Er kannte Axa und Winterthur – und integrierte beide besser, als es ihm die meisten aus der Branche zugetraut hätten.
Bei aller Freundlichkeit: Keuper kann auch Klartext. Als die Allianz 2008 ihre angeschlagene Tochter Dresdner Bank an die auf staatliche Hilfe angewiesene Commerzbank verkaufte, platzte ihm der Kragen. “Im Hinblick auf einen fairen Wettbewerb und den Erhalt unseres erfolgreichen Marktwirtschaftssystems ist es ein Skandal, was da passiert”, sagte er.
Es ist unwahrscheinlich, dass Keuper der Wirtschaft ganz verloren geht. Man kann ihn sich gut als Aufsichtsrat vorstellen. Eher unwahrscheinlich ist es, dass er noch eine operative Rolle anstrebt. Sein Interesse an moderner Geschichte und an ausgedehnten Wandertouren spricht dagegen.