Allianz-Deutschlandchef Markus Rieß macht Ernst. Anfang des Jahres hatte er angekündigt, den Kampf um die Marktführerschaft in der deutschen Autoversicherung keineswegs aufzugeben. 2010 war die HUK-Coburg nach Stückzahlen am traditionellen Marktführer vorbeigezogen.
In der ersten Jahreshälfte hat Rieß offenbar schon einiges bewegt. Die Zahl der versicherten Fahrzeuge sei um 12 Prozent gestiegen, sagte Finanzvorstand Oliver Bäte am Freitag bei der Vorstellung der Zahlen des zweiten Quartals. Beim Umsatz habe der Konzern im Heimatmarkt zum ersten Mal seit 2006 wieder zugelegt. Allerdings: Mit 101,8 Prozent Schaden- und Kostenquote in der Periode April bis Juni bleibt die Allianz Deutschland versicherungstechnisch im roten Bereich und ist sogar 2,4 Punkte schlechter als im Vorjahr.
Dennoch zeigten sich Bäte und Konzernchef Michael Diekmannzufrieden mit dem Schadengeschäft – nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Der operative Gewinn stieg um 7,2 Prozent auf 1,99 Mrd. Euro. Weniger schön entwickelte sich die Lebensversicherung, der operative Gewinn ging im ersten Halbjahr um 16,8 Prozent auf 1,38 Mrd. Euro zurück. Hier schlugen Belastungen aus der Abschreibung griechischer Staatsanleihen zu Buche.
Überschattet werden die Allianz-Zahlen durch die Turbulenzen auf den Finanzmärkten. Die Probleme um italienische Staatsanleihen sieht Diekmann als Marktübertreibungen. “Es gibt keinen realökonomischen Grund für das plötzliche tiefe Misstrauen in die Zahlungsfähigkeit Italiens”, sagte er. Der Versicherer hat vor allem über seine Tochter RAS 30 Mrd. Euro in italienischen Anleihen angelegt, deutlich mehr als 18 Mrd. Euro in Frankreich und 13 Mrd. Euro in Deutschland.
Im ersten Halbjahr schrieb der Konzern alle Griechenland-Anleihen auf den Marktwert ab, das kostete 644 Mio. Euro. Nach Beteiligung der Kunden und dem Steuereffekt schlug sich das mit 326 Mio. Euro im Ergebnis nieder.
Die Allianz verdiente im ersten Halbjahr operativ 3,96 Mrd. Euro, 1,8 Prozent weniger. Das Konzernergebnis lag mit 1,99 Mrd. Euro um 28 Prozent unter 2010. Für das volle Jahr hält Diekmann an dem Ziel von 7,5 Mrd. Euro bis 8,5 Mrd. Euro operativer Gewinn fest.