Die Munich Re hat wegen des Erdbebens von Japan im ersten Quartal den erwarteten Verlust von knapp einer Milliarde Euro gemacht. Das Minus belief sich unter dem Strich auf 948 Millionen Euro. Im Gesamtjahr erwartet Finanzvorstand Jörg Schneider aber weiter schwarze Zahlen.
In Sachen Naturkatastrophen war es ein rabenschwarzes Quartal für die Munich Re. die Belastungen aus dem Japan-Beben schätzt der Konzern bislang auf 1,5 Milliarden Euro. Hinzu kommen noch einmal 1,2 Milliarden Euro vor allem für das Erdbeben in Neuseeland und Überschwemmungen in Australien. Das macht unter dem Strich 2,7 Milliarden Euro – mehr als zehnmal soviel wie in einem durchschnittlichen ersten Quartal.
Die Münchener erreichen damit eine Spitzenposition, auf die sie gerne verzichten würden. Bisher meldeten die Spezialisten für Großrisiken maximal hohe dreistellige Millionenverluste – wie zuletzt der BranchenzweiteSwiss Re. Aber auch die Rückversicherer des Investors Warren Buffett aus dem Berkshire-Hathaway-Imperium und der Bermuda-Versicherer Partner Re mussten hohe Verluste wegen der zahlreichen Naturkatastrophen hinnehmen.
Die Belastungen waren bekannt. Daher bemühte sich Vorstandschef Nikolaus von Bomhard, die positiven Aspekte hervorzuheben. Die Munich Re sei kapitalseitig noch immer bestens ausgestattet – und könne daher die Chancen im schwierigen Markt besser nun als viele Konkurrenten. Auch das neue Geschäftsfeld Gesundheit entwickelte sich ordentlich.
Dennoch, es sind schwere Zeiten für den weltgrößtem Rückversicherer. Denn auch mit den Kapitalanlagen verdiente die Munich Re, einer der weltgrößten Anleger, weniger Geld. verantwortlich dafür sind vor allem die gestiegenen Zinsen, was die Anleihekurse entsprechend sinken ließ.
Der Rückversicherer leidet zudem unerwartet stark unter den Tornados in den USA. Munich Re rechne mit einer Schadenbelastung in einer Größenordnung von 100 bis 150 Millionen Euro, teilte der weltweit größte Rückversicherer im Ausblick für das Gesamtjahr 2011 mit. Im ersten Quartal hatten Naturkatastrophen in Australien, Neuseeland und Japan Munich Re mit 2,7 Milliarden Euro belastet. Auch im Monat April habe es weitere schwere Unwetter gegeben. So sei der Süden und Mittlere Westen der USA von den verheerendsten Tornados seit Jahrzehnten heimgesucht worden.
Konkurrent Hannover Rück erwartet dagegen kaum größere Lasten durch die Tornados in Amerika. Finanzchef Roland Vogel sagte in einer Telefonkonferenz auf eine entsprechende Frage, ihn würde es wundern, wenn die Belastung für die Hannoveraner überhaupt zweistellig würde und es damit in die Hannover-Rück-Liste der Großschäden schaffen würde. Der drittgrößte Rückversicherer beurteilt Belastungen ab fünf Millionen Euro als Großschäden.
Experten gehen davon aus, dass die Tornados in Amerika die Versicherungswirtschaft mit bis zu fünf Milliarden Dollar belasten könnten.
Die Erstversicherung hat Munich Re im ersten Quartal stärker als erwartet belastet. Der Gewinn der Sparte sei um zwei Drittel von 165 auf 56 Millionen Euro eingebrochen, teilte der Versicherungskonzern im Rahmen des Quartalsergebnisses mit. Das konsolidierte Konzernergebnis der Ergo Versicherungsgruppe sank von 78 auf 15 Millionen Euro.Damit ging die Hoffnung des Managements nicht auf, die Erstversicherung könne in schlechten Zeiten einen Ausgleich für Verluste in der Rückversicherung liefern.
Ausschlaggebend für den Ergebnisrückgang der Erstversicherung gegenüber dem Vorjahr seien ein geringeres Kapitalanlageergebnis sowie Belastungen durch das internationale Geschäft, erklärte Ergo. Die Munich-Re-Gruppe hat im ersten Quartal insgesamt einen Verlust von knapp einer Milliarde Euro ausgewiesen. Grund waren die Naturkatastrophen in Australien, Neuseeland und Japan. Diese schlugen in der Sparte Rückversicherung mit 2,7 Milliarden Euro negativ zu Buche.
In der Erstversicherung, also im Geschäft mit Privatleuten und Firmen, musste Ergo Abschreibungen in Höhe von 34 Millionen Euro auf den Geschäfts- oder Firmenwert und sonstige Vermögensgegenstände in Südkorea vornehmen. Das ist bitter, denn das Auslandsgeschäft galt bei Ergo bisher als Hoffnungsträger für wachsende Einnahmen und höhere Gewinne.
Ergo-Vorstandsvorsitzender Torsten Oletzky hob dennoch hervor: “An unserem Ergebnisausblick von 450 bis 550 Millionen Euro für das Gesamtjahr halten wir unvermindert fest.” Im internationalen Geschäft werde Ergo 2011 Fortschritte erzielen, und auch das Kapitalanlageergebnis werde sich im weiteren Jahresverlauf wohl verbessern.
Ergo sieht den Gewinnrückgang im ersten Quartal als “negativen Sondereffekt”. Im zweiten hofft die Gruppe auf “positive Sondereffekte”, weil eine Konzerngesellschaft in Singapur bereits verkauft worden sei.
Nur teilweise positiv entwickelten sich die Einnahmen in der Erstversicherung. Über alle Sparten seien sie um 1,4 Prozent auf 4,8 Milliarden Euro gesteigen. Gewachsen seien vor allem das internationale Geschäft und die deutschen Krankenversicherung, die DKV. In der Sparte Lebensversicherung verzeichnete Ergo dagegen starke Rückgänge, vor allem wegen geringerer Einmalbeiträge mit Kapitalisierungsprodukten und fondsgebundener Lebensversicherungen.
Die Munich Re hat bereits vor der Bilanzvorlage die Notbremse gezogen. Ein Aktienrückkaufprogramm wurde gestoppt und das Gewinnziel für 2011 kassiert. Denn es kann noch viel passieren. Die Rückversicherer fürchten insbesondere den Herbst, wenn die Hurrikans über den Atlantik fegen.
Wenn Munich Re in diesem Jahr unter dem Strich ein Gewinn von einer Milliarde bliebe und der an die Aktionäre als Dividende ausgeschüttet werden könnte, wäre das ein Erfolg, schätzen Experten. 2010 hatte der Konzern noch mehr als 2,4 Milliarden Euro verdient.