Der Rückversicherer Munich Re geht von einer Schadenbelastung von 2,7 Mrd. Euro aus Naturkatastrophen im ersten Quartal aus und wird unter dem Strich einen Verlust melden. Das kündigte der Vorstandsvorsitzende Nikolaus Von Bomhard auf der Hauptversammlung des Unternehmens an. “Außerdem können wir unser ambitioniertes Gewinnziel für das Gesamtjahr nicht halten”, sagte er. “Aber wir erwarten weiter, das Jahr 2011 mit Gewinn abzuschließen.” Munich Re wollte 2011 ursprünglich erneut rund 2,4 Mrd. Euro verdienen, nach 2,43 Mrd. Euro im Jahr 2010. Das Gewinnziel hatte das Unternehmen kurz nach dem Erdbeben und dem Tsunami in Japan gekippt. Genaue Zahlen zum erste Quartal will Munich Re am 9. Mai nennen.
Die Aktie blieb am Vormittag trotz der Verlustankündigung stabil. Quartalszahlen von Rückversicherern haben eine geringe Aussagekraft – schließlich ist der Ausgleich von Großschäden zwischen Regionen, aber auch über die Zeit eine Hauptfunktion der Branche. Entsprechend gelassen reagierten Anleger.
Die 2,7 Mrd. Euro Schadenlast sind das 14-fache dessen, was die Munich Re im Durchschnitt in einem ersten Quartal für solche Schäden aufwenden muss. Die Erdbeben, Stürme und Überflutungen in Australien und Neuseeland schlagen mit 1,1 Mrd. Euro zu Buche, 100 Mio. Euro stammen aus anderen, nicht näher spezifizierten Ereignissen.
Den Rückversicherer treffen Schäden aus Japan in Höhe von 1,5 Mrd. Euro. Die Zahl hatte das Unternehmen bereits genannt. Das ist der Schaden nach Erstattungen anderer Rückversicherer, bei denen Munich Re seinerseits Schutzdeckungen gekauft hat. Die Schadensumme beruhe fast ausschließlich auf Modellierungen und Schätzungen, sagte von Bomhard. “Konkrete Schadenmeldungen unserer Kunden liegen noch nicht vor.” Oft seien Versicherungsunterlagen verloren gegangen oder Risiken lägen in der Evakuierungszone beim Kernkraftwerk Fukushima. In vielen Fällen sei auch noch unklar, wann Unternehmen wieder produzieren können und wie lange die Betriebsausfallversicherung zahlen muss.
Ebenfalls negativ wirkten sich im ersten Quartal fortdauernde Probleme im internationalen Schaden- und Unfallgeschäft der Tochtergesellschaft Ergo aus. “Das sollte sich im weiteren Jahresverlauf nicht wiederholen”, sagte von Bomhard.
Die Konzernführung hofft, dass sich die Katastrophenwelle positiv auf die Preise in der Rückversicherung auswirken wird. Daten dazu legte das Unternehmen noch nicht vor. Die eigentlich zum 1. April fälligen Vertragserneuerungen in Asien wurden in Japan bei den Erdbebendeckungen um einige Wochen verschoben.
Bei den Kapitalanlagen erwartet Munich Re eine Rendite von 4 Prozent für 2011, nach 4,5 Prozent im Vorjahr. “Wir gehen davon aus, dass auch die Unsicherheiten in Bezug auf die Stabilität des Finanzsystems und der Staatsfinanzen vorerst anhalten”, sagte von Bomhard. Das werde nicht ohne Einfluss auf die Kapitalmärkte bleiben.