MünchenDer weltgrößte Rückversicherer Munich Re ist im ersten Quartal vor allem wegen des Erdbebens in Japan tief in die roten Zahlen gerutscht. Das Beben in Japan belaste den Konzern laut ersten Schätzungen mit 1,5 Milliarden Euro, sagte Konzernchef Nikolaus von Bomhard auf der Hauptversammlung am Donnerstag. Hinzu kämen noch einmal 1,1 Milliarden Euro vor allem für das Beben in Neuseeland und die Überschwemmungen in Australien. Das Quartalsergebnis werde daher “deutlich negativ” ausfallen.
Allerdings hatte von Bomhard auch positive Nachrichten für die Anteilseigner mitgebracht. Im Gesamtjahr rechne er mit schwarzen Zahlen. Diese Frage hatte die Munich Re bisher offengelassen. Ursprünglich hatte der Konzern wieder einen Gewinn von etwa 2,4 Milliarden Euro wie im Vorjahr angepeilt, das Ziel aber nach dem Beben in Japan kassiert.
Rückversicherer übernehmen einen Teil der Haftung, die Erstversicherer eingegangen sind. Denn Rückversicherer sind sozusagen die Großhändler und Erstversicherer wie Allianz oder Zurich die Einzelhändler, die Verbrauchern ihre Produkte verkaufen.
“Es ist ein substanzieller Schaden”, sagt der für Asien zuständige Vorstand Ludger Arnoldussen zum Beben in Japan, “doch das wirft uns nicht um.” Dank seiner Finanzstärke – mit 23 Milliarden Euro Eigenkapital und fast vier Milliarden Euro stillen Bewertungsreserven – kann der weltgrößte Rückversicherer die Belastungen tragen. Die Erfahrung lehrt zudem: Nach solchen Katastrophen nimmt die Nachfrage nach Versicherungen zu, und die Preise steigen.
Erst nach einem Erdbeben oder einem Wirbelsturm lassen sich Preiserhöhungen durchsetzen. Das heißt: 2011 muss von Bomhard zahlen, doch nächstes Jahr profitiert er von besseren Konditionen.
Sorgen muss er sich um ganz andere Dinge machen: Kann ein Konzern wie die Munich Re noch wachsen? Anlegern fehlt die entsprechende Phantasie. Denn von Bomhards Konzern tritt unter Normalbedingungen auf der Stelle. In den Vorkrisenjahren 2006 und 2007 schaffte er zwar mehr als drei Milliarden Euro Gewinn. Viel mehr ist aber nicht drin.
Daher müssen die Aktionäre anders bei Laune gehalten werden. Ein Mittel dazu ist die Dividende. Hier strebt der Konzern Stabilität an – auch wenn einzelne Großereignisse das Jahresergebnis mal verhageln. Die Ausschüttung je Aktie stieg in den vergangenen fünf Jahren von 4,50 auf 6,25 Euro. Zuletzt verteilte die Munich Re gut eine Milliarde Euro an die Aktionäre. Trotz der Katastrophe in Japan dürfte die Dividende auch für 2011 stabil bleiben, heißt es in Finanzkreisen. Weil keiner weiß, ob im Laufe des Jahres etwa noch ein Hurrikan viel Geld kosten wird, muss die Dividende aber notfalls aus der Substanz gezahlt oder eben doch gesenkt werden.
Außerdem wurde das laufende Programm zum Aktienrückkauf, das den Kurs stabilisiert und den Gewinn je Aktie erhöht, wegen der Japan-Belastungen ausgesetzt.