Bei Infrastruktur-Investitionen geraten Versicherer und Pensionsfonds immer häufiger mit staatlichen Institutionen wie der Europäischen Investitionsbank (EIB) aneinander. Die privaten Investoren betteln um ihre Rendite.
Europäische Pensionsfonds und Versicherer, die mit Investitionen in Infrastrukturprojekte ihre Erträge aufbessern wollen, fühlen sich erneut aus dem Markt gedrängt. Zuvor hatte bereits die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihren Anleihekäufen die Renditen in den Keller gedrückt.
Die Frustration richtet sich vor allem gegen die Europäische Investitionsbank (EIB). Die Bank gehört den EU-Mitgliedsstaaten und stellt Finanzierungen zur Verfügung, die zum Erreichen der Ziele der EU beitragen sollen. So trägt sie zur Finanzierung von Bauprojekten bei, wie etwa im Londoner Nahverkehr. Dabei bietet die EIB auch Garantien und nachrangige Anleihen an, damit Investitionen weniger riskant sind – was für private Investoren besonders attraktiv ist.
Doch die EIB hat auch noch eine andere Funktion, und zwar die Finanzierungskosten für die Steuerzahler niedrig zu halten. Und genau an diesem Punkt geraten öffentliche und private Interessen aneinander.
„Einige der Infrastruktur-Finanzierungen der Europäischen Investitionsbank flossen in Projekte, für die es bereits eine Menge Interesse von privaten Investoren gab“, sagt Holger Kerzel, Chef für Equity Portfolio Management bei MEAG, der Asset-Management-Tochter von Munich Re, in einem Interview mit Bloomberg. „Die EIB hat private Investoren herausgedrängt, statt sie zu unterstützen.“
Derartige Beschwerden waren zuletzt häufig von institutionellen Investoren zu hören. Ihrer Meinung nach mangelt es ihnen an Chancen, Projekte zu finanzieren, obwohl die Notwendigkeit für mehr Ausgaben zunehme. Laut Erhebung eines Branchenverbands aus dieser Woche gibt es „einen ernsthaften Mangel“ an passenden Investment-Chancen. In einigen Fällen konkurriere die EIB mit privaten Investoren.
MEAG, die 268 Milliarden Euro für den weltgrößten Rückversicherer verwaltet, will acht Milliarden Euro in Infrastruktur investieren, darunter erneuerbare Energien. Bislang jedoch liegt die Summe erst bei 2,5 Milliarden Euro.
„Versicherer und Rentenfonds schwimmen im Geld und wollen das zu einer sinnvollen Rendite investieren“, erklärt Wolfgang Schäfers, Professor für Immobilienmanagement an der Universität Regensburg. „Es ist ein Spiegelbild ihrer Not, wenn sie öffentlich mit staatlichen Institutionen wie der EIB aneinander geraten.“
Der Ruf nach mehr privater Beteiligung bei Infrastruktur-Projekten birgt die Sorge, dass Finanzinvestoren von den Steuerzahlern profitieren, wenn ihnen nicht auf die Finger geschaut wird.
So vereitelte der Bundesrat in der vergangenen Woche einen Plan von Finanzminister Wolfgang Schäuble. Dieser sah vor, dass es Versicherern erlaubt wird, sich an einem neuen staatlichen Unternehmen zu beteiligen, über das unter anderem Autobahnen verwaltet werden sollen.
Es gebe immer das Risiko, dass private Infrastruktur-Finanzierungen auf dem Rücken der Steuerzahler oder der Nutzer und Mautzahler ausgetragen würden, sagt Clemens Fuest, Chef des ifo-Instituts in München. Vor diesem Hintergrund sei es vernünftig, dass die EIB um Projekt-Finanzierungen konkurriere.
Laut Thomas Mann, Mitglied der Geschäftsführung von Talanx Asset Management GmbH, sollte es eine klarere Trennlinie geben zwischen den Investments, die die EIB tätige, und jenen, die private Investoren im Blick hätten. Talanx AG ist der drittgrößte Versicherer in Deutschland.
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