Der Schweizer Rückversicherungskonzern Swiss Re hat die verheerenden Beben in Japan und Neuseeland weggesteckt und befindet sich auf Gewinnkurs. Nach dem katastrophalen Auftaktquartal blieben im Verlauf von 2011 weitere Großschäden aus, so dass die Nummer zwei der Branche Schadenrückstellungen auflösen konnte. Im dritten Quartal fiel der Gewinn mit 1,35 Milliarden mehr als doppelt so hoch aus wie im Vorjahr. Auch die Euro-Schuldenkrise überstanden die Schweizer bisher. Sie halten kaum Anleihen der hoch verschuldeten Euro-Staaten in den Bücher. Die Investmenterträge entwickelten sich von Juli bis September nach weiteren Angaben vom Donnerstag stabil.
Die Börse honorierte den unerwarteten Gewinnanstieg mit einem Kurssprung: Die Aktien stiegen um 6,2 Prozent auf 49,07 Franken und ließen die europäischen Versicherungswerte weit hinter sich. Belasten könnten die Bilanz noch die schweren Überschwemmungen in Thailand. Zwar lassen sich die Schäden der Jahrhundertflut noch nicht schätzen. Swiss Re könnte aber für Produktionsausfälle internationaler Computer- und Automobil-Konzerne geradestehen müssen.
2011 dürfte zu einem der teuersten Schadenjahre für die weltweite Versicherungsindustrie werden. Die Schweizer haben aber vorgesorgt. Der Hurrikan „Irene“, der im August die amerikanische Ostküste traf, belastete Swiss Re weniger als befürchtet, der Konzern konnte Schadenrückstellungen auflösen. Dazu kamen niedrigere Steuern und Gewinne aus Währungsabsicherungen. Insgesamt summierten sich die Einmaleffekte nach den Worten von Finanzchef George Quinn auf rund 700 Millionen Dollar.
Aber auch im Kerngeschäft läuft es gut. Die Prämieneinnahmen wuchsen um 14 Prozent auf 5,74 Milliarden Dollar. Swiss Re rechnet mit mäßigen, breit abgestützten Preiserhöhungen für Sach- und Haftpflicht-Rückversicherungsdeckung. Treiber dieser Entwicklung ist neben den teuren Katastrophen vor allem im Raum Asien-Pazifik auch die Euro-Schuldenkrise. Weil die Zinsen noch auf absehbare Zeit tief bleiben dürften, könnten die Erstversicherer weniger auf Anlagegewinne vertrauen und müssten mehr auf ein rentables operatives Geschäft achten. Helfen dürfte Swiss Re auch das jüngst zurückgewonnene AA-Rating. „Ich denke, das sind sehr gute Neuigkeiten“, sagte Finanzchef Quinn. „Das ist psychologisch wichtig, weil die Vertragserneuerungen vor der Türe stehen. Ich glaube aber nicht, dass sich dadurch die Perspektiven für Swiss Re grundlegend ändern.“
Swiss Re bekräftigte seine mittelfristigen Finanzziele. Der Konzern strebt im Durchschnitt über die nächsten fünf Jahre eine Gewinnsteigerung je Aktie von zehn Prozent an und eine Eigenkapitalverzinsung, die 700 Basispunkte über dem risikofreien Zinssatz liegt.
Der Swiss Re-Konkurrent und Branchenprimus Münchener Rück will den Zwischenbericht am kommenden Dienstag veröffentlichen.