Der Berliner Company Builder Finleap hat ein neues Start-up ausgebrütet. Die Bafin hat dem neuen Unternehmen bereits eine Lizenz erteilt, was in der Versicherungsbranche alles andere als ein einfacher Vorgang ist.
Der deutsche Versicherungsmarkt wird bunter. Das von dem Berliner Company-Builder Finleap aus der Taufe gehobene Start-up „Element“ hat für ihr Versicherungsgeschäft nach zehn Monaten jetzt von der Finanzaufsichtsbehörde Bafin eine Lizenz erhalten. Die Erlaubnis gilt für die Schaden- und Unfallversicherung, die das Sach-, Haftpflicht-, Unfall-, Rechtsschutz- und Reisegeschäft einschließt.Besonderes Merkmal von Element: Das Unternehmen zielt nicht auf die Privatkunden ab, sondern will das Versicherungsgeschäft in Kooperation mit Start-ups im Versicherungsbereich und Unternehmen, die spezifische Versicherungsdienstleistungen anbieten wollen, revolutionieren. Klassische Versicherer und Vermittler will man bei innovativen und digitalisierten Produktlösungen unterstützen.
Vorstand Wolff Graulich sieht Element in Deutschland klar als Vorreiter. „Mit unserer Plattform sind wir Produktlieferant für Unternehmen, die das Ziel haben, ihren Kunden das Leben mit Versicherungen leichter zu machen“, sagte er in einem Gespräch mit dem Handelsblatt. Graulich war zuletzt Bereichsleiter bei Axa, hatte aber bereits zuvor in seiner Tätigkeit für Arag die Gründung von zwei Start-ups im Ausland begleitet.
Als der 47-Jährige gefragt wurde, sozusagen auf der grünen Wiese ein Start-up in Deutschland zu gründen, hat er nach eigenen Bekunden nicht lange gezögert: „Auch wenn man bei null Euro Prämie anfängt.“ Ihm im Vorstand zur Seite stehen Henning Groß, zuletzt bei Axel Springer für strategische Projekte zuständig, und Sascha Herwig, zuvor Bereichsleiter bei der Nürnberger Versicherung.
Ein Versicherungsunternehmen mit Bafin-Lizenz zu gründen, ist alles andere als trivial. Die Funding-Kosten werden auf 20 bis 40 Millionen Euro taxiert – einschließlich Kapitalausstattung. Selbst wenn der obere Rand erreicht werden sollte, ist das nicht astronomisch hoch. So hat der Schweizer Versicherer Baloise für die Gründung des Digital-Versicherers Friday 46 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
Derzeit beschäftigt Element 30 Mitarbeiter, 50 dürften es werden. Als Erfolg würde es Graulich ansehen, wenn im ersten Jahr ein siebenstelliges Beitragsvolumen erzielt wird.
Mit eigenen Produktideen will sich Graulich in der Öffentlichkeit zurückhalten. Doch bereits bei den bestehenden Versicherungen sieht er erheblichen Reformbedarf. So würde die Hausratsversicherung immer nach einem festen Schema vorgehen: Man setzt die Versicherungssumme pro Quadratmeter fest und berücksichtigt dabei noch die besondere Gefährdungslage bei Diebstahl oder Überflutung. „Dabei könnten doch die Privatkunden ihre wichtigsten Gegenstände fotografieren, diese versichern und optional eventuell noch eine Summe für ihre Möbel vereinbaren“, empfiehlt Graulich.
Ein anderes Beispiel: Jemand hat eine Haftpflichtversicherung in Kombination mit einer Tierhalterhaftpflicht. „Wenn nun der Hund stirbt, kann es ein Verwaltungsakt werden, aus der Tierhalterpflicht herauszukommen“, bemerkt Graulich.
Sein Credo: „Alle Übermittlungswege müssen digital sein. Wir brauchen weder Briefmarken noch Telefonnummern.“ Kooperationspartnern könnte man beispielsweise helfen, ihre Daten über Versicherte effektiver zu nutzen. „So könnten beispielsweise Risiken in Echtzeit besser bewertet werden mit entsprechendem Einfluss auf die Preismodelle.
Wenn sich die Hoffnungen in Deutschland erfüllen, wird die internationale Expansion nur eine Frage der Zeit sein, ist sich Graulich sicher. „Was in Deutschland funktioniert, wollen unsere Partner dann auch im Ausland anwenden.“
Doch noch muss sich Element ein bisschen gedulden. Mit der Bafin-Lizenz ist zwar die größte Hürde genommen, doch offiziell loslegen darf Element erst mit dem Eintrag in das Handelsregister. Und der steht erst kurz bevor.
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