Nippons drittgrößter Versicherer Sompo kauft für 6,3 Milliarden US-Dollar die amerikanische Endurance. Getrieben von Minuszinsen und schrumpfender Bevölkerung sucht Japan im Ausland nach Wachstum und Gewinn.
Japans Versicherer gehen wieder auf Einkaufstour. Die Sompo Holdings, der drittgrößte Schadens- und Unfallversicherer des Landes, wird für 6,5 Milliarden US-Dollar den amerikanischen Versicherer Endurance übernehmen. Für Sompo ist dieser Deal ein wichtiger Schritt in ihrer Strategie, „wirksam mit globalen Playern zu konkurrieren“, erklärte das Unternehmen am Mittwoch in Tokio. Durch den Kauf erhalte das Unternehmen eine „starke Geschäftsbasis in den USA“. Dafür sind die Japaner auch bereit, tief in die Tasche zu greifen. Immerhin ist der Kauf des auf den Bermudas beheimateten Versicherers die zweitgrößte Auslandsakquise, die je ein japanischer Versicherer gestemmt hat. Voriges Jahr verleibte sich der Branchenprimus Tokio Marine & Nichido Fire Insurance’s für 7,5 Milliarden US-Dollar die amerikanische HCC Insurance Holdings ein.
Doch überraschend kommt Sompos überseeischer Aktionismus keineswegs. Denn daheim stehen Japans Assekuranzen seit Jahrzehnten schwer unter Druck. Erstens herrscht in Japan bereits seit mehr als 15 Jahren quasi Nullzinspolitik. Zweitens schrumpft die Bevölkerung und damit tendenziell auch der Versicherungsmarkt. Die Versicherer suchen daher wie die Banken seit Jahren im Ausland nach Wachstum und Gewinn.
Sompo beispielsweise hat 2010 den türkischen Versicherer Fiba Sigorta geschluckt. Dann folgten 2011 Berjaya Sompo in Malaysia, 2013 zusätzliche Aktien an Maritima in Brasilien und 2014 die britische Canopius (Lloyd’s). Doch der Drang in die Ferne bleibt hoch. Denn nicht nur wächst der Leidensdruck wieder, seit die Bank von Japan im Januar Minuszinsen eingeführt hat. Zudem hat das Unternehmen seinen Aktionären ambitioniertes Wachstum versprochen.
Sompo will bis 2020 seinen Gewinn auf 300 Milliarden Yen verdoppeln und eine Eigenkapitalrendite von mehr als zehn Prozent erzielen. Das Auslandsgeschäft soll bis dahin mehr als 25 Prozent des Gewinns erwirtschaften. Der Zukauf werde „einen deutlichen Beitrag“ zu dem Ziel leisten, erklärte Sompo gestern.
Das an der New Yorker Börse gelistete und auf den Bermudas ansässige Unternehmen hat ein Vermögen von 13,2 Milliarden US-Dollar. Die Einnahmen beliefen sich 2015 auf 3,3 Milliarden US-Dollar, der Reingewinn auf 344 Millionen US-Dollar.
Hauptsächlich ist es in den USA mit Versicherungen gegen Ernteausfällen, andere Spezialversicherungen aktiv. 37 Prozent der Einnahmen stammten aus dem Rückerversicherungsgeschäft. Aber Endurance ist auch in Großbritannien vertreten.
Der Gewinn von Sompos Auslandsgeschäft verdreifacht sich durch den Zukauf nahezu. Darüber hinaus hofft Sompo, auch vom Knowhow der Amerikaner für den Ausbau des eigenen Auslandsgeschäfts zu profitieren.
Diese Qualitäten sind Sompo bei einem Kaufpreis von 93 US-Dollar pro Aktie einen Aufschlag von 40 Prozent auf den durchschnittlichen Aktienpreis von Endurance während der vergangenen drei Monate wert. Dies entspricht dem 1,4-fachen Buchwert.
Obwohl der Kaufpreis etwa die Hälfte von Sompos Marktwert ausmacht, bezeichnet das Unternehmen seinen Einsatz als „fair und vernünftig“. Und verglichen mit Transaktionen der Vergangenheit wirkt er tatsächlich bodenständig.
Die anderen japanischen Großversicherer berappten in der jüngeren Vergangenheit bei großen Übernahmen etwa den 1,7-fachen Buchwert ihrer Kaufobjekte. Und der Lokalrivale Tokio Marine versüßte 2008 den Aktionären von Philadelphia Consolidated die Trennung von ihren Anteilspaketen sogar mit einem Aufschlag von 73 Prozent.
Zudem rechtfertigt Sompo sich damit, dass die Kaufsumme die Solvenzmarge nur um 25 Prozentpunkte auf etwa 140 Prozent senken würde. Dies gilt in Japan als gesund. Außerdem verspricht das Unternehmen seinen Investoren, dass der Gewinn pro Aktie bis 2018 um 100 Yen steigen würden. Die Aktionäre hielten den Deal anscheinend auch für angemessen. Sompos Aktienkurs stieg am Mittwoch um 2,7 Prozent auf 3052 Yen.
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