Es konnte nur besser werden. Beim letzten “Rendezvous de Septembre” im Herbst 2011 – dem traditionellen Meeting der Rückversicherer – hatte die Branche Katastrophen zu verdauen: Der Tsunami in Japan, Überflutungen in Australien und Erdbeben in Neuseeland drückten auf die Ergebnisse. Zwischen Januar und Juni 2011 beliefen sich die Schäden auf mehr als 82 Milliarden US-Dollar. In diesem Jahr trifft sich die Reassekuranz zum 58. Mal an der Côte d’Azur, um die Lage der Branche zu diskutieren. Freuen kann sie sich über das geringe Ausmaß durch Naturkatastrophen.

 Nach einer Studie von Barclays mussten Versicherer bisher im Jahr für versicherte Schäden von nur 12 Milliarden Dollar aufkommen. Das entspricht einem Rückgang um mehr als 85 Prozent. Kein Wunder, dass sich die aktuellen Bilanzen der Branchen-Schwergewichte sehen lassen können: Sowohl Munich Re als auch der Züricher Konkurrent Swiss Re präsentieren überdurchschnittliche Zahlen. Hannover Rück beschert der Konzernmutter Talanx ein deutliches Gewinnplus.

“Die Rückversicherer haben mehr Kapital, als noch zu Beginn des Jahres 2011”, sagt Kevin Lee, Analyst und Versicherungsexperte der Ratingagentur Moody’s. Das britische Maklerhaus Aon Benfield errechnet, dass der Kapitalstock der Rückversicherer von Dezember 2011 bis Juni 2012 um 25 auf 480 Milliarden US-Dollar gewachsen ist – das ist Rekord. Die Prämieneinnahmen stiegen um durchschnittlich fünf Prozent auf mehr als 92 Milliarden Dollar.

“Das geringe Niveau an Schäden hat 2012 dafür gesorgt, dass viele Branchenteilnehmer hohe Gewinne verzeichnen konnten”, heißt es bei Aon Benfield. Auch Bob DeRose von der Ratinggesellschaft A.M. Best sieht die Branche gut gerüstet: “Die globalen Rückversicherer sind fähig, auch eine Kombination von Großschäden zu verkraften”, sagte er in Monte Carlo.

Das wichtigste Thema des Treffens ist die Entwicklung der Preise für Rückversicherungs-Policen. Als Versicherer der Versicherer übernehmen Firmen wie Munich Re, Swiss Re oder Hannover Rück Risiken von Erstversicherern, die diese nur schwer vorhersagen können. Swiss-Re-Vorstand Thierry Leger gibt zu bedenken, dass höhere Preise “für Kunden schwer zu verdauen sind”.

 

Wenn die Kasse klingelt, werden Kunden aufmerksam. Bis vor ein paar Jahren war das Geschäft zwischen Erst- und Rückversicherung stark von Kontinuität geprägt, weiß Jan-Oliver Thofern von Aon Benfield. Das habe sich geändert: “Erstversicherer hinterfragen das Preis-Leistungs-Verhältnis der Rückversicherer”, sagt Thofern. Analysten und Ratingagenturen sind sich einig, dass sich die Preiskurve dem Hochpunkt nähert. “Stabile Preise werden wahrscheinlicher”, sagt Stefan Schürmann von Vontobel.

Doch das ist eine Momentaufnahme; denn als große Investoren ist die Branche vom Zinstief besonders stark betroffen. Das bringt sie in eine Zwickmühle: Einerseits werden Kunden wählerischer und wechseln häufiger den Anbieter. Andererseits drücken niedrigere Erträge aus der Kapitalanlage auf das Ergebnis