Für Versicherer ist es eine fatale Verbindung: Sie müssen für hohe Schäden aus Naturkatastrophen geradestehen, können sich aber nicht selbst durch Preiserhöhungen schützen. In den USA kämpfen viele Anbieter momentan nach immer neuen Tornados und dem jüngsten Hurrikan „Irene“ mit besonders hohen Lasten. Das trifft auch die Allianz , deren dortiger Schaden- und Unfallversicherer Fireman’s Fund notorisch unprofitabel ist und seit langem als Sorgenkind innerhalb des Münchner Dax-Konzerns gilt. Eine schnelle Trendwende zu höheren Preisen werde es nicht geben, warnte der für Nordamerika zuständige Vorstand Jay Ralph in einem am Montag veröffentlichten Reuters-Interview. „Das ist keine Sache, die über Nacht passiert.“
Allerdings verbesserten sich langsam die Marktbedingungen. Zumindest in einigen Geschäftssparten seien höhere Preise drin, ergänzte der erste Amerikaner im Vorstand von Europas größtem Versicherer. Noch gebe es für Privatkunden allerdings sehr viele Optionen, ihre Häuser, Autos oder Boote gegen Schäden abzusichern. Dies gelte auch für Firmenkunden. Der harte Wettbewerb drücke auf die Marge der Versicherer. Außerdem ändert sich der Preistrend oft nur nach Mega-Schäden wie den Anschlägen auf das New Yorker World Trade Center 2001 oder Hurrikan „Katrina“ 2005, dem für die Assekuranzen teuersten Wirbelsturm der vergangenen Jahrzehnte. Derzeit gebe es zwar hohe Lasten, aber nicht eine solche Mega-Katastrophe, sagte der Manager weiter.
Ralph, ab nächstem Jahr zusätzlich für das immer wichtiger werdende Segment Vermögensverwaltung zuständig, betonte, er werde notfalls auf Geschäft verzichten, um künftig keine Verluste mehr zu erleiden. Er baut Fireman’s Fund daher um. Beispielsweise wird derzeit die IT modernisiert, Verlustbringer im Portfolio aussortiert. Bis Ende 2012 sollen die wichtigsten Veränderungen durch sein. „Wenn der Märkt stärker wird, bringt uns das in eine viel bessere Position.“ Kurzfristig gibt es aber keine Erfolge. Seinem Ziel, den mageren Marktanteil bei Privatkunden von 0,5 Prozent und bei Firmenkunden von einem Prozent in den nächsten zehn Jahren zu verdoppeln, sei er bisher nicht nähergekommen.
Denn der Umbau und die hohen Naturkatastrophenlasten sorgen im reinen Sachversicherungsgeschäft für tiefrote Zahlen. Die Tornado-Serien im Frühjahr hätten die Allianz in den USA allein einen mittleren zweistelligen Millionen-Dollar-Betrag gekostet. „Das war ein Vielfaches höher als das, was wir normalerweise erleben.“ Hinzu kommt Hurrikan „Irene“, der Ende August die US-Ostküste traf. Hier steht die Belastung der Allianz noch nicht fest. Es gebe bislang über 1000 Schadensmeldungen. Der Großteil betreffe Privatkunden, Schwerpunkte seien New York und New Jersey.
Der Hurrikan koste die ganze Versicherungsbranche vermutlich einen niedrigen einstelligen Milliarden-Dollar-Betrag, sagte Ralph. Bislang gab es vor allem von den darauf spezialisierten Risikomodellierern Schätzungen, die in die selbe Richtung deuten. Unmittelbar bevor der Sturm auf die US-Küste traf, gab es Befürchtungen, die versicherten Werte könnten sich auf zehn Milliarden Dollar und mehr summieren. Allerdings kam dann New York, wo besonders viel versichert ist, relativ glimpflich davon.
Als künftiger Chef der Vermögensverwaltungssparte, die momentan sehr gut läuft, dürfte Ralph voraussichtlich keine große Änderungen vornehmen. Vor allem die Unabhängigkeit der wichtigen US-Tochter Pimco will er nicht antasten. Der weltgrößte Anleihehändler baue seinen Erfolg auf Unabhängigkeit auf. Dazu bekenne er sich, sagte Ralph.
Er will auch mit Pimco-Starinvestor Bill Gross, der sich zuletzt mit Wetten gegen US-Staatsanleihen verspekulierte und dessen Fonds im Moment nur unterdurchschnittlich abschneidet, noch lange zusammenarbeiten. „Mein Verständnis ist, dass er fit ist, wie er nur sein kann, und so lange arbeiten will, wie er kann. Und wir hoffen, dass das auch der Fall ist.“ Der von Gross verwaltete Fonds sei zwar noch immer der größte bei Pimco, es gebe aber zahlreiche andere Talente innerhalb der Firma. Es gebe daher Möglichkeiten, um den Rücktritt einzelner Manager auffangen zu können, auch wenn dies im Fall von Gross schwierig wäre, schließlich sei er einer der Pimco-Gründer und durch seine Investments zur Legende geworden. „Es gibt dafür aber keine Pläne.