Es wäre für die Zurich Insurance Group der größte Zukauf seit Jahren: Die Übernahme der britischen Royal Sun Alliance (RSA) für umgerechnet 7,8 Milliarden Euro. Zurich-Chef Martin Senn will sich aber nicht drängen lassen: „Wir prüfen derzeit diese Transaktion“, erklärte er anlässlich der Halbjahreszahlen, die deutlich schlechter als erwartet ausfielen. Ob und zu welchen Bedingungen die Schweizer wirklich zuschlagen, dazu wollte er keinen weiteren Kommentar abgeben.
Er betonte jedoch: „Wir sind überzeugt, dass eine Transaktion für uns unsere Investoren erhebliche Vorteile mit sich bringen könnte, da sich das Geschäft von RSA und unseres strategisch ideal ergänzt und auch aus finanzieller Sicht attraktiv wäre.“ Die Übernahme müsse aber wie jedes anderes Investment mindestens zehn Prozent Rendite auf das eingesetzte Kapital einbringen. Und hierbei will Zurich ausblenden, dass der Versicherer derzeit sehr günstig Kredite bekommt und den Zukauf mit Schulden stemmen könnte. Fremdkapital wird bekanntlich bei der Betrachtung der Eigenkapital-Verzinsung ausgeblendet.
Ende Juli war durchgesickert, dass Zurich an der RSA interessiert ist. Laut dem britischen Übernahme-Recht muss der Schweizer Versicherer nun bis zum 25. August erklären, ob er ein Angebot vorlegt oder nicht. Zurich hatte bereits klargestellt, dass eine mögliche Offerte nur in bar erfolgen würde. Dank eines Überschusskapitals von drei Milliarden Dollar könnte die Zurich einen Großteil der Übernahme mit eigenem Geld finanzieren.
Dank der RSA könnte die Zurich ihre Stellung in Großbritannien, Skandinavien, und auch in Märkten wie Argentinien ausbauen. Zuletzt hatte die Allianz der Zurich in der Türkei ein Übernahme-Ziel vor der Nase weggeschnappt. Analysten fürchten indes, dass Zurich zu viel zahlen könnte. Aus diesem Grund stuften die Analysten der Zürcher Kantonalbank die Aktien des Konzerns von „übergewichten“ auf „marktgewichten“ herunter.
Auch die enttäuschenden Halbjahreszahlen dienten als Begründung: Der Betriebsgewinn fiel um 15 Prozent auf 2,24 Milliarden Dollar (die Zurich bilanziert in der US-Währung, da die USA der wichtigste Markt sind). Analysten hatten mit 2,5 Milliarden Dollar gerechnet. Der Reingewinn fiel um drei Prozent auf rund zwei Milliarden Dollar (Schätzungen: 2,1 Milliarden). Die Eigenkapital-Rendite von 11,6 Prozent liegt unterhalb des Zielbandes von 12 bis 14 Prozent.
Hauptursache für die schlechten Zahlen war die Schaden-Versicherung; Großschäden im Geschäft mit Unternehmenskunden in Nordamerika sowie teure Schäden im Geschäft mit Gebietskörperschaften in Großbritannien verhagelten die Bilanz. Der Betriebsgewinn der Schadenversicherungs-Sparte brach um 31 Prozent ein.
Die Aktie verlor vorbörslich fast drei Prozent. Denn Wettbewerber wie die Axa oder auch die Münchener Rück vermeldeten bei ihren Halbjahreszahlen sinkende Schaden-Lasten.