Das verheerende Hochwasser in Deutschland und den angrenzenden Staaten bringt das Gewinnziel der Munich Re nicht in Gefahr. Die Katastrophe kostete den Branchenführer 230 Millionen Euro – gut die Hälfte dessen, was er bei der Jahrhundertflut im Jahr 2002 hatte zahlen müssen. Wegen der Flut und der anhaltend niedrigen Zinsen fiel der Gewinn im zweiten Quartal nach Anteilen Dritter mit 529 Millionen Euro zwar ein Drittel geringer aus als vor Jahresfrist. Doch das konnte die Analysten nicht mehr überraschen.
Vorstandschef Nikolaus vom Bomhard hielt anlässlich der Halbjahrespressekonferenz am Dienstag an dem Ziel fest, 2013 auf einen Gewinn von „annähernd drei Milliarden Euro“ zu kommen. Ein Jahr zuvor waren es 3,2 Milliarden Euro.
Der operative Gewinn blieb in den Monaten von April bis Juni mit 594 Millionen (Vorjahr: 1,1 Milliarden) Euro zwar deutlich hinter den Expertenschätzungen zurück. Doch half der Munich Re ein Steuerertrag von 165 Millionen Euro, der entstand, weil sie Steuerrückstellungen aus früheren Jahren auflösen konnte.
Die Schadenbilanz der Munich Re im ersten Halbjahr fiel trotz des Hochwassers zufriedenstellend aus, weil die Kosten im ersten Quartal deutlich niedriger ausgefallen waren. Mit gut 700 Millionen Euro blieben die Großschäden auf dem Vorjahresniveau und damit unter den eigenen Erwartungen des Konzerns. Im zweiten Quartal seien sogar 150 Millionen Euro Schaden-Rückstellungen aufgelöst worden. 2002 hatte die Flut die Munich Re rund 400 Millionen Euro gekostet. Damals hatte sie allerdings noch den Marktführer Allianz gegen solche Naturgefahren rückversichert.
Nur beim Düsseldorfer Versicherer Ergo bringt die Flut die Planungen ins Wanken. Er werde es, belastet von 50 Millionen Euro an Flutschäden, schwer haben, die angepeilten 350 bis 450 Millionen Gewinn zu erreichen, hieß es.
Branchenweit hat das diesjährige Hochwasser nach Schätzungen der Munich Re gut drei Milliarden Euro Schaden verursacht, der volkswirtschaftliche Schaden liegt sogar bei mehr als zwölf Milliarden Euro.
Die weltweit relativ geringen Naturkatastrophen-Schäden drücken zugleich die Preise bei der Erneuerung von Verträgen in der Rückversicherung. In der Erneuerungsrunde zum 1. Juli, die vor allem die USA, Australien und Lateinamerika betrifft, sei zwar das Beitragsvolumen mit 2,2 Milliarden Euro gleich geblieben. Die Raten seien aber um 0,9 Prozent gesunken. „Trotz teilweise erheblichen Wettbewerbsdrucks im Naturkatastrophengeschäft blieb der Preisrückgang für das von uns gezeichnete Geschäft moderat“, sagte Vorstand Torsten Jeworrek.
Sorgen machen Finanzchef Jörg Schneider die Kapitalanlagen. Die 218 Milliarden Euro, die die Munich Re angelegt hat, brachten im zweiten Quartal 14 Prozent weniger Ertrag. Bis zum Jahresende werde die Rendite auf die Kapitalanlagen auf 3,3 (3,9) Prozent sinken, in den ersten sechs Monaten waren es nur 3,2 Prozent. „Die Gefahren infolge des anhaltende fordernden wirtschaftlichen Umfelds sind weiterhin beträchtlich“, sagte Schneider. Angesichts dessen seien die Renditen bei moderaten Risiken aber „passabel“.
Neue Risiken gibt es aber durch den Hagelsturm in Württemberg und Teilen Niedersachsens vor einer Woche. Nach Schätzung der Munich Re wird es der größte Hagelschaden für die Versicherer seit 1984. „Die Schätzungen gehen von rund 600 Millionen Euro aus. Vielleicht wird es auch noch etwas mehr“, sagte Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek. Der Hagel, der vor 29 Jahren über München und Oberbayern hinweggezogen war, habe die Branche nach heutigen Werten 1,25 Milliarden Euro gekostet.
Die Munich Re selbst werde glimpflich davonkommen: „Das wird auch für uns ein Großschaden sein – also mehr als zehn Millionen Euro“, sagte Jeworrek. „Aber er wird deutlich unter den Kosten der Flut liegen.“