Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re erholt sich nur langsam von den Katastrophen des ersten Quartals – aber immerhin. Nachdem die Erdbeben in Japan und Neuseeland das Unternehmen zwischen Januar und März tief in die roten Zahlen gerissen hatten, ist das zweite Jahresviertel deutlich glimpflicher verlaufen.
Der Verlust des weltgrößten Rückversicherers, der wegen der Erdbeben in Japan und Neuseeland in den ersten drei Monaten nach Anteilen Dritter fast eine Milliarde Euro erreicht hatte, hat sich nach der ersten Jahreshälfte auf 211 Millionen Euro reduziert.
Vorstandschef Nikolaus von Bomhard hat schwarze Zahlen fest im Visier: „Trotz der außergewöhnlich großen Schadenbelastungen wollen wir ein positives Jahresergebnis erzielen“, sagte er. Das gelte auch, wenn weitere Großschäden auf den Konzern zukommen sollten. Analysten gehen von einem Gewinn von rund 900 Millionen Euro aus. Das langfristige Ziel einer Rendite von 15 Prozent ist für von Bomhard 2011 aber außer Reichweite.
Mit einem Gewinnanstieg im zweiten Quartal auf 736 (Vorjahr: 709) Millionen Euro überraschte die Münchener Rück die Analysten, die mit einem Rückgang gerechnet hatten. Dabei konnte es sich der Münchener Konzern sogar leisten, seine griechischen Staatsanleihen um 703 Millionen Euro auf den Marktwert abzuschreiben, was den Gewinn unter dem Strich mit 125 Millionen Euro belastete. Wie sich die Münchener Rück an dem beschlossenen zweiten Hilfspaket für Griechenland beteiligen werde, sei noch offen. Von Bomhard betonte aber, er halte die Umschuldung für den richtigen Schritt, weil der Kapitalmarkt dadurch wieder in ein ruhigeres Fahrwasser kommen könnte.
Das schwere Erdbeben und der anschließende Tsunami im Norden Japans waren nach Angaben der Münchener Rück mit voraussichtlich 1,5 Milliarden Euro das größte Schadenereignis seit dem Hurrikan Katrina 2005. Dazu kam ein Erdbeben in Neuseeland, das den Konzern mit einer Milliarde Euro traf – rund 250 Millionen Euro stärker als bisher gedacht. Im April und Mai schlug eine Serie von Tornados in den USA mit über 200 Millionen Euro in der Bilanz zu Buche. Die Häufung von Schäden habe sich im Juli in steigenden Preisen für die Rückversicherung vor allem in den betroffenen Regionen niedergeschlagen. Die Preise seien in der Erneuerungsrunde um 5,7 Prozent gestiegen, das Beitragsvolumen um zehn Prozent.
Im zweiten Quartal war die Prämiensumme in der Rückversicherung währungsbereinigt bereits um 16,6 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro geklettert. Im Gesamtjahr sollen es in der Rückversicherung brutto 26 Milliarden Euro werden, im Konzern 48 bis 50 Milliarden Euro. Analysten rechnen mit 48,4 Milliarden. Im ersten Halbjahr waren es 24,9 Milliarden.
Auch der Rivale Swiss Re schnitt von April bis Juni besser ab als erwartet. Die Schweizer haben den Verlust von 665 Millionen Dollar im ersten Quartal mit einem Gewinn von 960 Millionen im zweiten bereits wettgemacht. Das waren 18 Prozent mehr als ein Jahr zuvor und deutlich mehr als von Analysten erwartet.