Die Hannover Rück verdiente im ersten Halbjahr 219 Mio. Euro. Das ist zwar ein Rückgang um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr, liegt aber im Rahmen der Erwartungen. An dem im Mai auf 500 Mio. Euro reduzierten Gewinnziel für 2011 hält Hannover Rück fest. Der Versicherungskonzern Talanx besitzt 50,2 Prozent der Hannover Rück-Aktien.
Der Gewinnrückgang war eine Folge der Naturkatastrophen mit Erdbeben, Stürmen und Überflutungen in Japan, Australien und Neuseeland. Die Großschäden kosteten Hannover Rück im Halbjahr 625 Mio. Euro für eigene Rechnung. Die Folge: Mit einer Schaden- und Kostenquote von 110,3 Prozent der Beiträge gab der Konzern 10 Prozent mehr für Schäden sowie Vertriebs- und Verwaltungskosten aus, als er in der Schaden-Rückversicherung einnahm.
Dennoch war Finanzchef Roland Vogel mit der Schaden-Rückversicherung insgesamt zufrieden, während die Lebens-Rückversicherung schwächelte. “Unsere Erwartungen wurden hier nicht vollständig erfüllt”, sagte Vogel. Ein Grund waren negative Währungseffekte von rund 20 Mio. Euro, ein weiterer Nachreservierungen für das australische Invaliditätsgeschäft, die mit ebenfalls 20 Mio. Euro zu Buche schlugen.
Von den Kapitalanlagen in Höhe von 25,3 Mrd. Euro liegen 2,3 Mrd. Euro in US-Staatsanleihen. Die Herabstufung der USA durch die Ratingagentur Standard & Poor’s beunruhigt Vogel nicht. “Das Rating von AA+ ist das zweithöchste Rating, und wir sind sicher, dass die Zinsen bedient werden.” Schließlich halte der Rückversicherer die Papiere bis zur Fälligkeit, Wertschwankungen seien deshalb für ihn nicht ausschlaggebend.
Dennoch – zusammen mit der Entwicklung in Europa gebe die Marktsituation Anlass zum Nachdenken. “Das lässt mich schon grübeln”, sagte Vogel. “Doch kurzfristig werden wir keine dramatischen Effekte sehen.” Das Portfolio sei weltweit gut verteilt.
Hannover Rück hält 87 Prozent der Kapitalanlagen in festverzinslichen Wertpapieren, davon 21 Prozent in Staatsanleihen. Schwerpunkte sind Deutschland, Frankreich, Großbritannien und die USA. In den Krisenstaaten hat das Unternehmen 254 Mio. Euro investiert, davon 166 Mio. Euro in Spanien und nichts in Griechenland.
Der Rückversicherer besitzt für 3,2 Mrd. Euro Anleihen von Finanzinstituten, davon 2,4 Mrd. Euro von Banken.
Vogel sagte, es sei noch nicht entschieden, ob es Ende des Jahres bei den Verhandlungen für 2012 auch in Europa zu deutlichen Preiserhöhungen kommen werde wie in den von Katastrophen getroffenen Märkten in Asien und Ozeanien. Viel hänge von der Naturkatastrophenentwicklung in der zweiten Jahreshälfte ab, vor allem den Stürmen in den USA. Auf jeden Fall sei die Annahme viele Marktteilnehmer vom Jahresanfang, dass die Preise noch weiter sinken könnten, obsolet geworden. “Wenn es keine Winterstürme gibt, werden die Preise nicht stark steigen, denn der Konkurrenzdruck ist sehr hoch.” Das Eigenkapital sei alles andere als knapp in der Rückversicherung. Weiter nach unten werde es aber auch nicht gehen.