Den deutschen Lebensversicherern stehen nach Einschätzung der Finanzaufsicht Bafin in diesem Jahr neue Milliardenlasten ins Haus. Schuld daran ist die anhaltende Niedrigzinsphase, wegen der die Branche die sogenannte Zinszusatzreserve bilden muss, wie die „Börsen-Zeitung“ (Donnerstag) unter Berufung auf die Behörde berichtet.
Hochrechnungen zufolge müssten die Versicherer in den Abschlüssen für 2012 ein zusätzliches Polster von rund fünf Milliarden Euro bilden. Während die Bafin eine Summe von 4,5 Milliarden Euro als realistisch bezeichnet, geht ein Analyst sogar von bis zu sechs Milliarden aus.
Im vergangenen Jahr hatten die deutschen Lebensversicherer erstmals die gesetzlich vorgeschriebene Zinszusatzreserve bilden müssen. Grund war der gesunkene Referenzzins, der sich aus dem durchschnittlichen Zinssatz europäischer Staatsanleihen höchster Bonität über zehn Jahre berechnet. Dieser war auf 3,92 Prozent zurückgegangen. Dadurch laufen die Gesellschaften Gefahr, ihre Garantieversprechen von 4 Prozent aus der zweiten Hälfte der neunziger Jahre langfristig nicht mehr erfüllen zu können.
Die Zinszusatzreserve der deutschen Lebensversicherer belief sich 2011 auf 1,5 Milliarden Euro. Eine Verdreifachung 2012 sei durchaus realistisch, zitiert die Zeitung die Bafin. Lars Heermann, leitender Analyst der Ratingagentur Assekurata, rechnet maximal mit einer Vervierfachung.
Schon 2011 hatten die Versicherer die Belastungen deutlich zu spüren bekommen: Laut „Börsen-Zeitung“ musste die Allianz 266 Millionen Euro zusätzlich reservieren, bei Generali Deutschland waren es 138 Millionen. Die Axa musste 115 Millionen Euro reservieren und rechnet fürs laufende Geschäftsjahr mit 400 Millionen Euro.
Das Ende der Belastungen ist damit nicht unbedingt erreicht. Hält das Zinstief an, drohen 2013 weitere Nachreservierungen. Dann könnte auch für Verträge mit 3,5 Prozent Garantiezins aus den achtziger und neunziger Jahren eine Zusatzreserve fällig werden. Existenzielle Probleme befürchtet Analyst Heermann dennoch nicht: „Das ist kein Sicherheits-, sondern ein Ertragsthema“, sagte er.