Mario Greco muss lachen. Eine solche Frage könne er natürlich noch nicht beantworten. Ein Journalist wollte zuvor vom Vorstandschef der Zurich Versicherung wissen, ob der Konzern denn auch im kommenden Jahr noch eine Dividende von 17 Franken pro Aktie auszahlen werde, trotz Umbauprogramm. Eine Antwort könne er dazu zum jetzigen Zeitpunkt nicht geben, antwortete Greco – und ging über zur nächsten Frage.
Der neue Zurich-Chef will dem Versicherungskonzern eine einfachere Struktur verschaffen. Das Lebens- und Schadensversicherungsgeschäft sollten künftig weltweit von einem Team mit einem einzigen Bereichsleiter im Vorstand geführt werden, erklärte der Italiener am Freitag vor Journalisten. „Der neue Chef dieser Einheit wird nur an mich berichten“, sagte Greco und ergänzte: „Die Struktur ist so simpel.“
Zudem führe der Konzern künftig die neue Funktion eines Chief Operating Officers ein, die Zurich-Manager Kristof Terryn übernehme. Der für Technologie zuständige Vorstand Robert Dickie scheide aus dem Gremium aus, hieß es in einer Medienmitteilung des Konzerns.
Greco begründete den Schritt damit, dass die Kunden eine einheitliche Anlaufstelle im Konzern benötigten. „Zu viele verschiedene Anlaufstellen funktionieren nicht mehr“, sagte der Vorstandschef.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich der Konzern neu erfindet. Schon im Jahr 2010 gab das Unternehmen unter Ex-Chef Martin Senn neue Strategieziele bekannt, die drei Jahre später zum Teil wieder einkassiert werden mussten.
Damals hieß es bereits, die Struktur des Unternehmens müsse vereinfacht werden. Fortan unterteilte der Konzern seine Kunden in Private, kleine Firmenkunden und Großkonzerne. Diese vertikale Ausrichtung sollte den Bedürfnissen der Klienten Rechnung tragen. Außerdem waren neue Profitabilitätsziele herausgegeben worden.
Ziele, die der Konzern jedoch nur zum Teil erfüllen konnte. Nach der Bekanntgabe schwacher Ergebnisse im Herbst vergangenen Jahres musste Zurich-Chef Senn schließlich gehen. Von seiner Entlassung durch den Verwaltungsratschef Tom de Swaan erfuhr Senn, der Zurich seit 2009 geführt hatte, aus der Zeitung.
Der stocksolide Schweizer Finanzexperte Senn hatte es zwar geschafft, den Konzern sicher durch die Finanzkrise zu bringen. Doch das war nicht genug gewesen. Die Investoren wollten mehr.
Der Verwaltungsrat des Unternehmens, ähnlich dem Aufsichtsrat in deutschen Konzernen, erhöhte daher bereits vor Jahren den Druck. Allen voran: Ex-Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, damals Chef des Verwaltungsrats. Er forderte mehr Rendite auf die Kapitalanlagen und tadelte das Management oftmals als zu risikoscheu und behäbig.
Im Herbst 2013 hielt der langjährige Finanzchef des Unternehmens, Pierre Wauthier, dem Druck nicht mehr stand und nahm sich in seinem Haus am Zuger See das Leben. Wenige Tage zuvor war er noch mit seinem Chef Martin Senn auf einer Investment-Roadshow in London gewesen.
Der Freitod Wauthiers im brachte Ackermann schnell in Bedrängnis. Der Zurich-Finanzchef behauptete in einem Abschiedsbrief, von Ackermann unter Druck gesetzt und letztlich in den Tod getrieben worden zu sein. Ackermann trat daraufhin zurück. Eine Untersuchung der Schweizer Finanzmarktaufsicht wusch ihn später von allen Vorwürfen frei.
Senn hatte den Tod seines geschätzten Kollegen nur schwer verkraften können. Er verfuhr, wie er es immer tat und führte den Konzern möglichst unauffällig weiter. Dennoch – oder gerade deshalb – entmachtete der neue Verwaltungsratspräsident de Swaan
im vergangenen Herbst Senn überraschend und übernahm selbst die operative Führung.
Im Februar 2016 griff er durch und strich nach einem Gewinneinbruch Tausende Jobs im Konzern. Senn muss das als schweren Schlag empfunden haben. Anfang Juni, ein halbes Jahr nach seiner Entmachtung, nahm auch er sich das Leben.
Bei der Bekanntgabe der neuen Strategie verlor sein Nachfolger Mario Greco darüber kein Wort. Es soll wieder um das Geschäft gehen. Ziel der neuen Maßnahmen sei, die Profitabilität weiter zu steigern. „Die Rentabilität ist über die letzten Monate gestiegen, wie die Ergebnisse des ersten Quartals 2016 zeigen“, erklärte Greco. „Die heute bekanntgegebenen Änderungen verstärken diesen Schwung.“
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