FrankfurtDie von der Zinsflaute gebeutelten deutschen Versicherer dürfen nicht auf schnelle Hilfe durch die Finanzaufsicht BaFin hoffen. „Es ist nicht Aufgabe der staatlichen Aufsicht, die denkbar Schwächsten einer Branche durch Modifikationen der Regulierung (…) über Wasser zu halten“, sagte der Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Felix Hufeld, am Montag in Frankfurt. Er enttäuschte damit Hoffnungen der Branche, dass die milliardenschwere Zinszusatzreserve noch in diesem Jahr gesenkt werden könnte.
„Aber wir werden nicht die ganze Branche vor die Wand fahren lassen“, versprach der BaFin-Chef. Hufeld deutete an, dass die Aufsicht reagieren und den Sicherheitspuffer herunterfahren werde. Es sei eher die Frage, „wann wir springen werden“, sagte er auf einem Kongress vor Versicherungsjuristen.
Die Versicherer stöhnen unter der Zusatzbelastung, die sich branchenweit allein 2014 auf 8,4 Milliarden Euro belief – Geld, das einige Versicherer wegen der niedrigen Zinsen kaum noch beiseite legen können. In diesem Jahr könnte sie noch steigen, nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ auf 12 bis 14 Milliarden. Seit 2011 summiert sich die Zinszusatzreserve auf 21 Milliarden Euro. Der Verband der Versicherungsmathematiker (Aktuare) hatte dafür plädiert, dass die Unternehmen den Puffer langsamer aufbauen müssen als bisher.
Die Branche in Europa steht kurz vor der Einführung neuer Eigenkapital-Regeln („Solvency II“). Die BaFin hat vor kurzem geprüft, wie die einzelnen Unternehmen darauf vorbereitet sind. Ergebnisse lägen etwa in einer Woche vor, sagte Hufeld. Dabei sei wegen der niedrigen Zinsen und der geringereren Renditen zu erwarten, dass mehr Versicherer Probleme offenbarten als bei der vorausgegangenen Erhebung. Die Aufsichtsbehörde werde auf die Betroffenen zugehen. Gegensteuern könne man etwa mit einer Senkung der Überschussbeteiligung in der Lebensversicherung, sagte Hufeld. „Das liegt auf der Hand.“