Angesichts des Hochwassers hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin erneut eine Pflichtversicherung gegen Naturkatastrophen ins Gespräch gebracht. „Würde diese möglichst umfassend definiert, könnte sie schnell akzeptiert sein“, teilte das DIW am Montag in Berlin mit. Bereits nach früheren Flutkatastrophen hatten sich die Wirtschaftsforscher für so eine Versicherungspflicht stark gemacht. Die Versicherer lehnen das allerdings strikt ab, so ein Instrument helfe nicht.
„Eine Pflichtversicherung ist unfair und somit eine staatlich verordnete Zusatzsteuer“, sagte ein Sprecherin der Allianz Deutschland am Montag in München. Eine Versicherungspflicht setze falsche Anreize, zudem müssten etwa Menschen in Gebieten mit einem sehr niedrigen Risiko für die Schäden in stark gefährdeten Regionen aufkommen. Sinnvoller sei es, bereits beim Neubau von Siedlungen Risikogebiete zu meiden und in den Hochwasserschutz zu investieren.
Aus Sicht des DIW sind zu wenige Gebäude gegen Elementarschäden versichert. „Das Problem ist, dass es keinen effektiven Markt für private Versicherungen gegen schwere Naturkatastrophen gibt“, heißt es in der Einladung des DIW für die Vorstellung eines ersten Konzeptes für eine mögliche Pflichtversicherung an diesem Freitag. Menschen, die in wenig bedrohten Gebiete lebten, scheuten die Kosten für eine Versicherung, und das verteuere die Prämien für Menschen in Risikogebieten bis Versicherungen für manche unbezahlbar würden.
Das wies der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GdV) bereits 2011 zurück. „Dieser Vorwurf ist haltlos. Rund 98,5 Prozent aller Hausbesitzer in Deutschland sind problemlos gegen Hochwasser, Überschwemmung, Lawinen und Starkregen versicherbar. Nur für 1,5 Prozent der Gebäude muss eine individuelle Lösung gefunden werden“, hieß es damals. Daran hat sich im wesentlichen nichts geändert. Die Versicherer setzen gemeinsam mit der Politik bisher auf Aufklärung und werben mit Kampagnen für den Abschluss von Policen.
Die sogenannte Elementarschadenversicherung ist in der Regel eine Zusatzpolice zur Gebäudeversicherung – und tatsächlich sind viele Hausbesitzer nicht zusätzlich gegen Überschwemmung, Erdrutsche, Schneedruck, Lawinen oder Vulkanausbrüche, also sogenannte erweiterte Elementarschäden, versichert. Die Preise für solche Policen richten sich nach einer Einteilung nach Risikogebieten, der Zonierung nach Gefährdungsgebieten. Die höchste Stufe ist Gefährdungsklasse 4. In Bayern liegen gerade 3 Prozent der Gebäude nach Angaben der Staatsregierung in den beiden besonders gefährdeten Zonen 3 und 4.