Ein Jahr nach den Enthüllungen über die Sex-Reise nach Budapest sowie eine Reihe weiterer Skandale hat die Ergo-Versicherung eine schwere juristische Schlappe erlitten. Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf hat nach Informationen des Handelsblattes (Freitagausgabe) die Ermittlungen gegen drei Männer, die Ergo wegen versuchter Erpressung angezeigt hatte, nach Paragraf 170, Absatz zwei der Strafprozessordnung eingestellt. Dies geht aus Schreiben hervor, welche die Staatsanwaltschaft den Beschuldigten zustellte.
„Das ist beste mögliche Ergebnis“, sagt Rechtsanwalt Volker Hoffmann, dessen Kanzlei zwei der Beschuldigten vertritt, dem Handelsblatt. „Die Einstellung erfolgt aus mangelndem Tatverdacht. Das bedeutet: erwiesene Unschuld. Die Ergo-Vorwürfe waren heiße Luft.“
Ergo hatte die Anzeige im Juni 2011 nach einer Serie von Enthüllungen gestellt. Am schwersten traf Ergo das Bekanntwerden einer Belohnungsreise der Tochter Hamburg-Mannheimer. Dabei wurde den besten freien Versicherungsvertretern eine Sex-Orgie in der Gellert-Therme in Budapest spendiert. Die bestellten Prostituierten wurden mit farbigen Armbändchen für ihre Verwendung gekennzeichnet und nach jedem Liebesdienst in den eigens aufgestellten Himmelbetten am Unterarm abgestempelt. In der Mitarbeiterzeitung der Hamburg-Mannheimer wurde die Orgie später überschwänglich gefeiert. Wörtlich hieß es: „Aus welchem Blickwinkel auch immer man diese Mega-Fete betrachtete, ein Mordsspaß war es auf alle Fälle. Jedenfalls haben wir bis zu diesem Zeitpunkt noch niemanden gefunden, der nicht dabei war und sofort wieder loslegen möchte.”
Neben dem bereits erlittenen Imageschaden kommt nun eine riesige finanzielle Forderung auf die Versicherung zu. Die drei fälschlich der Erpressung Beschuldigten, ein Geschäftsmann und zwei Anwälte, wollen die Unterstellungen der Ergo nicht auf sich beruhen lassen. „Diese unverschämte Anzeige wird Folgen haben“, sagte einer der Beschuldigten, Rechtsanwalt Friedrich Cramer dem Handelsblatt. „Ich lasse mich von der Einschüchterungstaktik der Ergo nicht beeindrucken.“
Ein Vertreter von Goldsmith Capital Partners, der Firma des ebenfalls angezeigten Geschäftsmannes Clemens Vedder sagte dem Handelsblatt: „Wir haben jetzt einen Freispruch erster Klasse, aber das Thema ist noch nicht erledigt.“ Goldsmith stehe unmittelbar vor Einreichung einer Schadenersatzklage gegen die Munich Re als Muttergesellschaft der Ergo. Sie lautet auf eine Milliarde Euro wegen Rufschädigung.