Patienten in Deutschland werden laut AOK-Bundesverband in den Krankenhäusern oft durch Strukturmängel dem Risiko von Behandlungsfehlern ausgesetzt. „Offensichtlich können nicht mehr alle Krankenhäuser garantieren, dass ausschließlich aus medizinischen Gründen operiert wird“, sagte AOK-Vorstand Uwe Deh der Nachrichtenagentur dpa in Berlin. „Das Risiko für die Patienten steigt, wenn Kliniken mangels Erfahrung in einzelnen Bereichen suboptimale Ergebnisse erzielen.“
Hintergrund ist, dass die Krankenhäuser in zunehmendem Konkurrenzdruck stehen. Einen Überblick über neue Entwicklungen bei Behandlungsfehlern in Kliniken und Arztpraxen gibt der Medizinische Dienst der Krankenkassen an diesem Dienstag (10.30 Uhr) in Berlin. Vorgestellt werden Details zu Beschwerden der Patienten und den Ergebnissen der Gutachter der Kassen 2013.
Im Vorjahr hatten die Gutachter rund 12 500 Expertisen zu vermuteten Behandlungsfehlern erstellt. Fehlerhafte Behandlungen waren am häufigsten bei Therapien von Zahnmark und -wurzel vorgekommen sowie bei Hüft- und Knie-Operationen. Patienten wenden sich auch an Gutachterstellen der Ärzteschaft und direkt an Gerichte.
Deh verwies auf Fortschritte in den vergangenen Jahren. „Die Mauer des Schweigens ist niedriger geworden“, sagte er. „Es gibt auch weniger Berührungsängste etwa in den Kliniken, Fehler in anonymen Meldesystemen zu melden.“ Doch das Risiko sei immer dann groß, wenn eine Behandlung komplex sei und es viele Beteiligte gebe. „Und bei hochriskanten Medizinprodukten wie Implantaten in den Blutgefäßen oder zum Gelenkersatz brauchen wir endlich Studien, die Nutzen und Sicherheit zeigen.“
Laut AOK-Krankenhausreport sterben jedes Jahr tausende Patienten wegen Behandlungsfehlern in Kliniken. Typische Fehler seien Verwechslungen bei den Medikamenten und mangelnde Desinfektion der Hände bei Ärzten und Pflegern. Ab 26. Mai will eine Kommission aus Vertretern von Bund, Ländern und Koalitionsfraktionen eine Klinikreform aushandeln, die auch auf mehr Qualität abzielt. Ein Ziel ist, dass Klinikabteilungen mit unterdurchschnittlichen Behandlungserfolgen geschlossen werden können. Krankenhäuser sollen je nach Qualität besser oder schlechter bezahlt werden können.
Deh forderte, mit der Reform Ernst zu machen. „Alle wissen, dass der Kliniksektor zu wenig am Bedarf und am Effekt für die Patienten orientiert ist“, sagte er. Ein großer Schritt sei nötig. „Es geht um gute Strukturen für die nächsten Jahrzehnte.“