Die Munich Re möchte den Kapitalrahmen für die kommenden Jahre bei einer möglichen Kapitalerhöhung nicht vollständig ausnutzen. Der weltgrößte Rückversicherer reagiert damit auf die Kritik großer Fonds.
Die Münchener Rück reagiert auf den Widerstand großer deutscher Fondsgesellschaften gegen milliardenschwere Kapitalerhöhungen und will damit eine Abstimmungsniederlage auf der Hauptversammlung verhindern. Der weltgrößte Rückversicherer will den Kapitalrahmen für die nächsten Jahre, über den die Aktionäre am Mittwoch in München beschließen sollen, nicht voll ausnutzen.
Die Münchener Rück veröffentlichte am Dienstag eine Selbstverpflichtung, das Kapital um maximal ein Drittel zu erhöhen. Das – formal weiter bestehende – Ansinnen des Konzerns, ein genehmigtes Kapital von fast 50 Prozent des Grundkapitals zu schaffen, war Finanzkreisen zufolge im Vorfeld auf Ablehnung bei deutschen Vermögensverwaltern gestoßen. Damit geriet die nötige Mehrheit von 75 Prozent der Aktionärsstimmen in Gefahr.
„Wir hoffen, damit die Bedenken von Investoren auszuräumen“, sagte eine Sprecherin der Münchener Rück. Ähnlicher Widerstand droht in den nächsten Wochen auch anderen. Denn Fondsgesellschaften wie die Deka, die Deutsche Asset Management (DeAM) mit ihren DWS-Fonds und Allianz Global Investors legen offenbar eine härtere Gangart ein, was die üblichen großzügigen Vorratsbeschlüsse für Kapitalerhöhungen betrifft, die sich börsennotierte Unternehmen in der Regel einräumen lassen.
Die Fonds wollen damit in Zukunft verhindern, dass Konzerne große Übernahmen in die Wege leiten können, ohne dass die Aktionäre ein Mitspracherecht haben. Bei Bayer/Monsanto und Linde/Praxair hatte genau dieser Fall für Unmut gesorgt. Bei Übernahmen hatte sich die Münchener Rück in den vergangenen Jahren unter Verweis auf die hohen Preise zurückgehalten und stattdessen jedes Jahr eigene Aktien im Milliardenvolumen zurückgekauft. Das könnte sich nun ändern.
Der Streit drohte den Stabwechsel zu überschatten, den die Münchener Rück auf der Hauptversammlung inszenieren will. Vorstandschef Nikolaus von Bomhard wird nach 13 Jahren an der Spitze des Rückversicherers vom zuvor für die Lebens-Rückversicherung zuständigen Joachim Wenning abgelöst.
Auch mit einer Kapitalerhöhung um 33 Prozent könnte die Münchener Rück gemessen am aktuellen Aktienkurs immer noch bis zu zehn Milliarden Euro bei den Aktionären einsammeln. Bei Kapitalerhöhungen ohne Bezugsrecht der Aktionäre will sich die Münchener Rück auf zehn Prozent des Grundkapitals beschränken, im offiziellen Antrag stehen 20 Prozent.
Die vierte große deutsche Fondsgesellschaft Union Investment hatte schon zu dem ursprünglichen Vorschlag Zustimmung signalisiert. Sie sei zwar auch gegen überdimensionierte Kapitalrahmen, sagte ein Sprecher auf Nachfrage. Bei der Münchener Rück mache man aber eine Ausnahme, weil diese sehr gut mit Kapital ausgestattet sei. Auch der einflussreiche US-Aktionärsberater ISS, nach dessen Rat sich viele Fonds und Großanleger aus den USA und aus Großbritannien richten, hatte empfohlen, den Kapitalrahmen zu genehmigen.ISS stört sich vielmehr am Vergütungssystem für den Vorstand der Münchener Rück. Es sei zu wenig transparent und gebe unter anderem dem Aufsichtsrat zu viel Spielraum bei der Festlegung der Boni. Bei anderen deutschen Konzernen sei das aber noch viel schlimmer, heißt es in einem ISS-Bericht. Folgen die Aktionäre der ISS-Empfehlung, drohen die Vergütungsregeln durchzufallen.
Das Votum ist zwar rechtlich nicht bindend, die Münchener Rück kann sich aber kaum erlauben, ein Nein der Anteilseigner ganz zu missachten. Anders als bei den Kapitalmaßnahmen reicht hier schon eine Zustimmung von 50 Prozent der Aktionäre.
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