Die niedrigen Zinsen setzen dem Versicherungskonzern Vienna Insurance (VIG) im laufenden Jahr kräftig zu. „Das Finanzergebnis könnte um einen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag zurückgehen“, sagte Firmenchef Peter Hagen am Dienstag. Die angestrebte Verbesserung beim Versicherungsgeschäft könne das „vielleicht nicht wett machen“. Im vergangenen Jahr schrumpfte das Finanzergebnis um neun Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Mit einem konkreten Ergebnisausblick hält sich das österreichische Unternehmen traditionell zurück. „Wir wollen aber deutlich machen, dass das niedrige Zinsumfeld nicht an uns vorbeigehen wird“, sagte Hagen.
Zusätzlichen Druck auf das Versicherungsgeschäft erwartet der VIG-Chef durch den Rückkauf von Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank. Mit den dadurch tendenziell sinkenden Anleiherenditen wird es für Versicherer schwieriger, mit solchen Investments Geld zu verdienen. Die Vienna Insurance veranlagt 71 Prozent ihres Investment-Portfolios in Anleihen.
Operativ lief es für den in Zentral- und Osteuropa aktiven Konzern zuletzt wieder besser, da die Sanierung bei den Problemtöchtern in Rumänien und Italien fortschreite. Der Vorsteuergewinn stieg im vergangenen Jahr um 46 Prozent auf 518 Millionen Euro. Die Aktionäre sollen eine um zehn Cent höhere Dividende von 1,40 Euro je Aktie erhalten. Belastet wurde das Ergebnis durch Abschreibungen auf Papiere der Hypo-Alpe-Adria-Bad-Bank Heta Der Versicherungskonzern schrieb insgesamt 79 Millionen Euro auf Anleihen des Instituts ab.
In Rumänien hofft die Firma, die Talsohle durchschritten zu haben. „Wir glauben, dass wir eine Situation haben, wo wieder wertschaffendes Wachstum möglich ist“, sagte Hagen. In dem Land bekam die Vienna Insurance einen erbitterten Preiskampf bei Kfz-Versicherungen zu spüren. Das Unternehmen zog sich daraufhin aus nicht ertragreichen Bereichen zurück. Im dritten Quartal des Vorjahres gelang die Rückkehr in die Gewinnzone. Bei den Prämien sei hingegen ein Rückgang verbucht worden.
In Italien werden die Sanierungsmaßnahmen fortgesetzt. „Die Optimierungsmaßnahmen haben zu einem Prämienrückgang von fast 100 Millionen Euro geführt“, sagte Hagen. In den italienischen Markt war der Konzern mit dem Ziel eingestiegen, im Norden des Landes Fuß zu fassen. Tatsächlich hatte das Unternehmen jedoch über Partneragenturen viele Kfz-Haftpflichtversicherungen in Süditalien abgeschlossen – was nach Firmenangaben zu unerwartet hohen Schadensmeldungen und Verlusten geführt hatte. Insgesamt hat die Vienna Insurance nach eigenen Angaben einen Marktanteil von 19 Prozent in Österreich und Zentral- und Osteuropa.