Der größte deutsche Versicherer Allianz bezahlte mehrfach straffällige Ärztefunktionäre für Beratungsleistungen. Das berichtet das Handelsblatt in seiner Montagausgabe. So habe eine Konzernsprecherin bestätigt, dass der wegen Korruption im Amt verurteilte Präsident der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg, Hans-Joachim Helming, noch immer Mitglied im so genannten Ärztebeirat der Allianz Private Krankenversicherung ist. Der Beirat, der aus knapp 20 hochrangigen Ärztefunktionären und dem Vizechef des Bundestagsgesundheitsausschusses besteht, berät das Unternehmen nach eigenen Angaben zu Themen und Trends im Gesundheitswesen. Die Mitglieder erhalten für ihre Tätigkeit eine Vergütung, über deren Höhe der Konzern allerdings schweigt.

Helming erhielt im Oktober 2014 einen Strafbefehl wegen Vorteilsnahme im Amt. Der Gynäkologe hatte sich mitsamt Begleitung von einer Computerfirma, die auch die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg belieferte, zur Potsdamer Schlössernacht einladen lassen. Der Strafbefehl ist nach Auskunft des Amtsgerichts Potsdam seit November 2014 rechtskräftig.

Helming ließ eine Anfrage des Handelsblatts zu einem möglichen Rückzug aus dem Ärztebeirat der Allianz unbeantwortet. Die Allianz fühlt sich für die Frage nicht zuständig. „Die Entsendung der Mitglieder des Ärztebeirates erfolgt durch die Ärztekammern und Kassenärztlichen Vereinigungen und steht somit in deren Verantwortung“, sagte eine Unternehmenssprecherin.

 

Helming ist nicht der erste Fall dieser Art. Anfang 2011 wurde ein anderes Mitglied des Ärztebeirats der Allianz wegen Abrechnungsbetrugs in elf Fällen verurteilt. Der damalige Präsident der Saarbrücker Ärztekammer schied erst Ende 2011 aus dem Gremium aus.