Der Versicherungskonzern Talanx will sein Gewinnwachstum in den nächsten Jahren wieder beschleunigen. Im Schnitt soll das Ergebnis in den kommenden drei bis fünf Jahren um jeweils zehn Prozent pro Jahr wachsen, stellte Vorstandschef Herbert Haas am Mittwoch auf einem Investorentag in Aussicht. “Wir sehen dies als herausforderndes, aber erreichbares Ziel für die nächsten Jahre an”, erklärte der Chef des Börsenneulings.
Wächst der Konzerngewinn jedes Jahr um ein Zehntel, käme Talanx 2016 auf mehr als 900 Millionen Euro. Das Ziel für das laufende Jahr hatte Haas im März bescheidener formuliert: mehr als 650 Millionen Euro sollen es werden, das wäre nur ein Plus von drei Prozent im Vergleich zu den 630 Millionen 2012.
Von Reuters befragte Analysten gingen allerdings schon vor dem Investorentag davon aus, dass Talanx 2013 auf 690 Millionen Euro kommt und damit die Zehn-Prozent-Marke schafft. 35 bis 45 Prozent des Gewinns sollen an die Aktionäre ausgeschüttet werden – das gelte auch für die nächsten Jahre, sagte Haas. 2012 waren es 42 Prozent gewesen. Die Ziele gelten allerdings nur dann, wenn Talanx von unerwarteten Großschäden verschont bleibt und die Märkte nicht verrückt spielen.
Einen Extra-Gewinn von 90 Millionen Euro hat Talanx für 2013 schon sicher. So viel hat der Abbau der Beteiligung an der Swiss Life auf gut fünf von mehr als neun Prozent gebracht. Talanx hatte dort 2009 aufgestockt und damit dem schweizerischen Versicherer unter die Arme gegriffen, als dieser Ärger mit einer Beteiligung am Finanz- und Versicherungsmakler MLP bekommen hatte. Seither ist Talanx auch mit knapp zehn Prozent an MLP beteiligt.
In einem schwächeren Gesamtmarkt hielt sich die Talanx-Aktie mit 23,90 Euro leicht im Plus. Talanx hatte im Herbst nach mehr als einem Jahrzehnt Vorbereitungszeit den Sprung an die Börse geschafft und ist inzwischen im Nebenwerteindex MDax notiert.
Die langfristigen Wachstumsziele für die einzelnen Sparten entsprechen im Großen und Ganzen den Maßgaben, die Haas auch für 2013 gesetzt hatte. Wachstumstreiber soll die Versicherung von Privatkunden und kleinen Unternehmen im Ausland bleiben, in der die Prämieneinnahmen in den nächsten Jahren im Schnitt um zehn Prozent zulegen sollen.
Talanx hatte die Sparte zuletzt mit zwei Zukäufen gestärkt, die sich 2013 in einem Zuwachs von bis zu 20 Prozent niederschlagen sollen. Das Deutschland-Geschäft der Sparte bietet allerdings auch in den nächsten Jahren keine Wachstumsstory. Die Einnahmen dürften allenfalls leicht zulegen, Kostensenkungen sollen hier die erhofften Ergebnissteigerungen bringen.
Für das Industriegeschäft geht Haas mittelfristig von einem Prämienwachstum von drei bis fünf Prozent aus, etwas weniger als die für 2013 vorhergesagten vier bis sechs Prozent. Die Schaden-Kosten-Quote soll nicht über 96 (2012: 95) Prozent steigen. In der Rückversicherung, die überwiegend über die börsennotierte Tochter Hannover Rück abgewickelt wird, will Talanx die für dieses Jahr erhoffte Entwicklung fortschreiben: ein Plus von drei bis fünf Prozent in der Personen-Rückversicherung und von fünf bis sieben Prozent in der Schaden-Rückversicherung.