Die Munich Re sucht angesichts der Strafzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) nach Alternativen bei der Kapitalanlage. Schon vor geraumer Zeit habe der weltgrößte Rückversicherer Gold in den Tresor gelegt, sagte Vorstandschef Nikolaus von Bomhard am Mittwoch auf der Bilanzpressekonferenz in München. Vor kurzem habe das Unternehmen zudem einen zweistelligen Millionenbetrag in bar gebunkert, sagte er. „Wir probieren das jetzt einfach mal aus. Daran sehen sie, wie ernst die Situation ist.“ Man müsse ausprobieren, wie die Geldeinlagerung im eigenen Haus funktioniere und ob sich dadurch Kosten sparen ließen.
Die EZB verlangt für Geld, das Banken über Nacht bei ihr parken, inzwischen einen Strafzins von 0,4 Prozent. Anfang März war bekanntgeworden, dass mehrere Sparkassen darüber nachdenken, überschüssige Kundeneinlagen künftig im eigenen Tresor zu lagern, um die Strafzinsen für die Geldaufbewahrung bei der EZB zu vermeiden. Bisher handele es sich aber nur um ein theoretisches Szenario, hieß es.
Von Bomhard hatte zuvor heftige Kritik an der Geldpolitik der EZB geübt. EZB-Präsident Mario Draghi müsse nun klar machen, dass die Notenbank mit ihren Maßnahmen am Ende und die Politik nun am Zug sei. „Das ist das offizielle Ende der Geldpolitik“, sagte er. „Eine Bazooka funktioniert nicht mehr, die Regierungen müssen jetzt aktiv werden“.

Für von Bomhard haben die Nebenwirkungen verheerende Ausmaße angenommen. „Hier ist alles aus dem Ruder gelaufen“, sagte der seit 13 Jahren amtierende Münchener-Rück-Chef auf der Bilanzpressekonferenz. Ihm sei „schleierhaft“, wie die EZB die Anleihen auswählen wolle, von denen sie noch mehr aufkaufen will. Sie halte schon jetzt 25 Prozent aller gedeckten Anleihen und werde schon bald zehn Prozent aller europäischen Staatsanleihen halten.
Die Rückversicherer leiden wie alle großen Kapitalanleger unter den Dauer-Niedrigzinsen. Von Bomhard kritisierte die ausgebliebene Reaktion der deutschen Politik: „An einer solchen Stelle muss sich die Bundesregierung zu Wort melden.“ Dass sie das bisher nicht getan habe, halte er für „befremdlich“. Nur Großanleger wie Hedgefonds oder Staatsfonds könnten den niedrigen Zinsen ausweichen. „ Getroffen sind die Ärmeren“, die das nicht könnten, rügte von Bomhard.
Auch anderswo zeige die Politik, dass sie nicht in der Lage sei, Krisen zu bewältigen. „Die Frage ist, ob gesinnungsethische Politikansätze der Weisheit letzter Schluss sind“, spielte der Münchener-Rück-Chef auf die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel an.
Fonte:
Handelsblatt