MünchenEr galt als einer von zwei Favoriten für das Spitzenamt bei Munich Re: Joachim Wenning. Der 51-Jährige ist seit 2009 im Vorstand für das Rückversicherungsgeschäft mit Lebensversicherungen zuständig, seit Oktober 2013 ist er zusätzlich Personalvorstand. Zur Hauptversammlung im April 2017 wird er den dann mehr als zwölf Jahre amtierenden Konzernchef Nikolaus von Bomhard ablösen.
Im Jahr 2014 erhielt Wenning ein Gesamtgehalt von 2,2 Millionen Euro. Damit verdienten außer Guiseppina Albo und Doris Höpke, die erst im Laufe des Jahres 2014 Vorstandsmitglieder wurden, alle anderen Vorstandmitglieder mehr als er. Von Bomhard etwa bekam 4,7 Millionen Euro, der ebenfalls als Nachfolger gehandelte Thomas Blunck 2,33 Millionen Euro.
Wennings Vertrag wurde vom Aufsichtsrat des Rückversicherers am Dienstag bis zum 31. Dezember 2021 verlängert. Er übernimmt die Führung des zweitgrößten Rückversicherers der Welt in einer Phase, nachdem in den vergangenen acht von zehn Jahren die Preise für Rückversicherungen gefallen sind. Das zeigt der „Guy Carpenter World Property Catastrophe Rate“-Index.
Die Kunden von Rückversicherungen sind in der Regel Versicherungen mit direktem Kundenkontakt. Lebensversicherer wollen sich dagegen schützen, dass ihre Kunden sehr alt werden und viele Jahre Anspruch auf Auszahlungen haben. Schadenversicherer suchen Schutz vor großen Naturkatastrophen oder Unglücken wie etwa der Explosion im chinesischen Hafen Tianjin im vergangenen Jahr.
Wenning arbeitet seit 1991 für Munich Re und verhandelte damals zunächst Verträge mit Lebensversicherungskunden. Wenning hat aber auch das Klinkenputzen kennen gelernt. Er ging aber auch vor fast 20 Jahren mit Versicherungsvertretern der Hamburg-Mannheimer von Tür zu Tür, um in die Arbeit an der Basis reinzuschnuppern. Seitdem weiß er, wie es sich anfühlt, auch mal von Kunden abgewiesen zu werden. „Ich habe seitdem großen Respekt vor der Tätigkeit im Vertrieb“, sagt er.
„Erst einmal fühle ich mich durch das Vertrauen des Aufsichtsrats sehr geehrt“, erklärte Wenning nach seiner Berufung am Dienstag. Durch die enge Zusammenarbeit mit Bomhard ahne er aber auch, was der neue Posten mit sich bringe. Das anhaltende Zinstief macht dem Konzern wie den meisten Akteuren an den Finanzmärkten zu schaffen. „Ich werde meine künftige Aufgabe in schwierigen Zeiten antreten.“
Wenning wurde 1965 in Jerusalem geboren. Nach seinem VWL-Studium in München begann er 1991 bei der Munich Re. Nach Aufgaben im Lebens-Rückversicherungsgeschäft kümmerte er sich um den Vertrieb der konzerneigenen Hamburg-Mannheimer, die heute unter dem Namen Ergo auftritt. Im Jahr 2000 übernahm Wenning die Leitung der Lebens-Rückversicherung für mehrere Länder und wechselte 2005 als Chef zur konzerneigenen Neuen Rück in Genf. Vor sieben Jahren zog er in den Vorstand der Munich Re ein. Im Umgang mit den Mitarbeitern setzt er auf Freiräume: „Meine Erfahrung ist, dass Mitarbeiter, denen man vertraut, umso verantwortungsvoller handeln.“
Trotzdem könne er auch unbequem werden, sagt Wenning. Er sei nicht „everybody’s darling“ (jedermanns Liebling): „Ich kann – und das ist als Eigenschaft, glaube ich, sehr wichtig – gegen den Strom schwimmen, extern wie intern.“
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