Europas größter Versicherungskonzern Allianz rechnet auch 2012 mit Gegenwind. „Das neue Geschäftsjahr wird nicht weniger fordernd sein als das Berichtsjahr“, schrieb Konzernchef Michael Diekmann in dem am Freitag veröffentlichten Geschäftsbericht für 2011. Das operative Ergebnis soll sich zwischen 7,7 und 8,7 Milliarden Euro einpendeln, nachdem es 2011 um knapp fünf Prozent auf 7,86 Milliarden Euro sank.
Vor allem extreme Belastungen durch Naturkatastrophen und hohe Abschreibungen auf Aktien und griechische Staatsanleihen setzten Europas größtem Versicherer zu. Hier rechnet der Dax-Konzern in beiden Fällen nun mit einer Normalisierung. So hat 2012 bislang noch keine Mega-Schäden gebracht. Die Havarie des Kreuzfahrtschiffes „Costa Concordia“ der US-Reederei Carnival kostet die Allianz netto maximal 20 Millionen Euro.
Der Versicherer betonte, sich auch auf Negativ-Szenarien wie den Kollaps von Ländern oder den Austritt von Staaten aus der Euro-Zone vorzubereiten. „Wir haben verschiedene Maßnahmen getroffen, um derlei Effekte zu begrenzen.“ Konkret wurden diese aber nicht erläutert. Nach den jüngsten Rettungshilfen für Griechenland, an denen sich auch die Allianz beteiligt, erwartet das Unternehmen aber, dass die Staatsschuldenkrise dieses Jahr an Brisanz verliert. Auch die Europäische Zentralbank trage zur Stabilisierung bei. Die Allianz hat ihre Hellas-Bonds auf den Marktwert von knapp 25 Prozent des Nominalbetrages abgeschrieben und rechnet daher nicht mit mehr mit signifikanten Belastungen.
Der Großteil des operativen Gewinns dürfte mit vier bis fünf Milliarden Euro erneut aus der Schaden/Unfallversicherung kommen, die 2011 unter den Erdbeben in Japan und Neuseeland, den Überschwemmungen in Thailand und zahlreichen anderen Großschäden litt. Die Lebens- und Krankenversicherung dürfte 2,2 bis 2,8 Milliarden Euro beitragen, obwohl das niedrige Zinsniveau auf dem Segment lastet. Schließlich dürfte die Vermögensverwaltung, die sich 2011 zum neuen Star im Konzern entwickelt hat, 2,0 bis 2,4 Milliarden Euro zusteuern.
Probleme hat die Allianz primär im Heimatmarkt und den USA. Hier ist der Vorstand nicht mit den jeweiligen Ergebnissen zufrieden und hat Umbaumaßnahmen eingeleitet. In der deutschen Sachversicherung wird ab 2012 mit Verbesserungen gerechnet, bei der US-Tochter Fireman’s Fund erst nach 2012. Hier werden in Reaktion auf zu hohe Kosten und sinkende Prämieneinnahmen auch Jobs abgebaut.
Angesichts des schwächeren Ergebnisses 2011 – der Nettogewinn brach um 46 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro ein – bekam der Vorstand auch deutlich weniger Geld. Die gesamte Vergütung, die sich aus einem Grundgehalt, kurz- und langfristigen Boni sowie Pensionszusagen zusammensetzt, für den zehnköpfigen Vorstand ging um 24 Prozent auf 31,6 Millionen Euro zurück. Firmenchef Diekmann verdiente 5,26 (6,6) Millionen Euro.