Der neue Münchener-Rück-Chef Joachim Wenning bricht ein Tabu: Ein Stellenabbauprogramm soll die bröckelnden Renditen in der Rückversicherung wieder nach oben bringen und Geld für die Digitalisierung freischaufeln. „Den Abwärtstrend der letzten Jahre gilt es entschlossen zu stoppen und umzukehren“, begründete Wenning in einem Interview im Intranet des Rückversicherers, das Reuters am Mittwoch vorlag, den Schritt. Davon betroffen sind vor allem die Zentrale in München und die US-Tochter in Princeton bei New York. Insgesamt geht es um eine höhere dreistellige Zahl von Arbeitsplätzen, wie ein Unternehmensinsider sagte.

Der Branchendienst „Versicherungsmonitor“ hatte als erster über die Pläne berichtet. Die Münchener Rück wollte sich dazu nicht äußern.

In der Rückversicherung und zentralen Funktionen arbeiten rund 11.500 Menschen für den Konzern. In den vergangenen Jahren hatte die Münchener Rück Stellen – wenn überhaupt – geräuschlos abgebaut. Neun Monate nach seinem Amtsantritt startet Wenning nun ein Transformationsprogramm.

Er sprach in dem Interview davon, die Münchener Rück werde „interne Komplexität reduzieren, unsere Effizienz erhöhen und dafür auch Stellen reduzieren“. Das sei eine der wichtigsten Aufgaben für das Management in diesem Jahr. „Wir werden mit weniger Aufwand genauso viel oder mehr Geschäft als vorher zeichnen.“ Aufgaben und Prozesse ließen sich vereinfachen oder seien verzichtbar.

Vor einigen Jahren hatte die Münchener Rück drei Milliarden Euro und mehr Gewinn erwirtschaftet, zuletzt lag die Zielmarke bei 2,0 bis 2,4 Milliarden – ehe die Wirbelstürme in den USA und der Karibik die Pläne durchkreuzten. Die schrumpfenden Renditen lagen am Preisdruck in der Rückversicherung, aber auch an den sinkenden Zinsen auf die Kapitalanlagen. Die Erstversicherungs-Sparte mit der Düsseldorfer Tochter Ergo, die 29.000 Mitarbeiter beschäftigt, bleibt bei dem Programm außen vor. Sie steckt ohnehin mitten in der Sanierung und baut Stellen ab.
Konkrete Schritte will Wenning noch im Februar vorstellen. „Sie werden anspruchsvoll, aber fair sein.“ Es werde aber kein einheitliches Abbauziel geben. Bei der US-Tochter könne der Abbau zum größten Teil über Pensionierungen erreicht werden, in München setze die Münchener Rück dagegen auf ein Freiwilligen-Programm.
Fonte:
Handelsblatt