Der Lebensversicherer Swiss Life schließt mit einer millionenschweren Wertberichtigung das unrühmliche Kapitel AWD ab und blickt wieder optimistisch in die Zukunft. “In diesem Jahr beginnt für Swiss Life eine neue Zeitrechnung”, sagte Konzernchef Bruno Pfister am Mittwoch bei der Bilanzvorlage 2012. „Die operativen Fortschritte sind ein Beweis für die Schlagkraft unseres Unternehmens.“
Der Befreiungsschlag kommt teuer und ließ den Gewinn des größten reinen Lebensversicherers der Schweiz im vergangenen Jahr auf 93 Millionen Franken zusammenschmelzen. 2011 standen unter dem Strich noch 606 Millionen Franken. Trotzdem sollen die Aktionäre, wie bereits im November angekündigt, 4,50 Franken Dividende je Aktie erhalten – gleich viel wie im Vorjahr.
Der Zürcher Konzern schrieb 578 Millionen Franken (474 Millionen Euro) auf den Unternehmenswert von AWD ab. Bis April verschwindet der Firmenname. AWD sei eine Enttäuschung, gab Pfister, der damals als Finanzchef an der Akquisition beteiligt war, zu. Eine weitere Wertberichtigung hält er für sehr unwahrscheinlich.
Erste Zweifel am Wert von AWD waren bereits Anfang 2010 aufgetaucht – knapp eineinhalb Jahre, nachdem der deutsche Investor Carsten Maschmeyer sein Lebenswerk für 1,2 Milliarden Euro an die Schweizer veräußert hatte. Der Finanzdienstleister aus Hannover erfüllte die hohen Erwartungen nie und ist in Deutschland und Österreich in Rechtsstreitigkeiten verwickelt, die Swiss Life viel Geld kosten. Im vergangenen Jahr sank der Umsatz von AWD um 13 Prozent auf 561 Millionen Euro und ist damit weit von der einen Milliarde entfernt, die Swiss Life bei der Übernahme angepeilt hatte.
Als Folge des AWD-Debakels im November legte Swiss Life ein neues Sparprogramm auf. Bis zu 400 Stellen werden gestrichen, der Großteil davon in Deutschland. Die Kosten sollen bis 2015 um bis zu 160 Millionen Franken sinken.
Der Heimmarkt rettet
Die Prämieneinnahmen gingen bei Swiss Life im vergangenen Jahr leicht auf 17,05 Milliarden Franken zurück. Gewachsen ist der Konzern nur im Heimmarkt Schweiz, der knapp die Hälfte des Geschäfts ausmacht. Im zweitgrößten Markt Frankreich sowie in Deutschland gingen die Einnahmen zurück, auch das Geschäft mit steuerbegünstigten Lebensversicherungen war rückläufig.
Unter Ausschluss von Sonderposten arbeitete Swiss Life rentabler. Der Reingewinn stieg so gerechnet um 22 Prozent auf 681 Millionen Franken. Swiss Life verdiente, wie andere Branchenvertreter auch, gut an den Finanzmärkten. Der Konzern hat sich eine bereinigte Eigenkapitalverzinsung von acht bis zehn Prozent auf die Fahnen geschrieben. 2012 waren es 8,6 Prozent.
Die Anleger reagierten erleichtert auf den Abschluss und das Ausbleiben weiterer Hiobsbotschaften. Die Swiss Life-Aktien schnellten um sieben Prozent auf 149,50 Franken nach oben und setzten sich damit an die Spitze der europäischen Versicherungswerte. Lasse man AWD beiseite, glänzte der Konzern bei Gewinn und Eigenmitteln, erklärte ZKB-Analyst Georg Marti, der den Buchwert je Aktie mit 319 Franken veranschlagt – mehr als doppelt so hoch wie den aktuelle Kurs.